Neu aufgenommen am 14.02.2014
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Der Schlitzverschluss der Leica

- Grundlegendes -


Bei einem Schlitzverschluss laufen zwei Vorhänge in direkter Folge vor dem Filmfenster ab. Je nach eingestellter Geschwindigkeit bilden sie einen mehr oder weniger breiten Schlitz der kontinuierlich den Film belichtet.  
Je langsamer die eingestellte Zeit, desto breiter ist der Schlitz und umgekehrt!
Bei den Schlitzverschlüssen der Leicas werden Vorhänge aus Gummituch verwendet, die einen sanften Ablauf garantieren.
Der Verschluss läuft in Richtung der langen Formatseite ab. Verzerrungen bewegter Objekte werden weitestgehend vermieden, wenn man die Kamera entsprechend ausrichtet:
Um Verzerrungen einzuschränken, nehme man einen Rennwagen im Querformat auf, einen vom Brett springenden Schwimmer dagegen im Hochformat.
Bei sich schnell vorbeibewegenden Objekten hilft auch ein Mitziehen, um Verzerrungen zu vermeiden (sonst werden selbst bei kurzer Belichtungszeit runde Räder zu Ellipsen, da der Schlitz des Verschlusses gut 1/50s an Zeit für seinen gesamten Ablauf braucht).

Hilfreich ist auch das Beachten der Bewegungsrichtung: Schräg verlaufende Bewegungen führen grundsätzlich zu geringerer Bewegungsunschärfe, als quer zur Aufnahmeachse verlaufende.

Wenn man den Aufzugsknopf in Pfeilrichtung dreht, wird sowohl der Film weiter transportiert, als auch der Verschluss gespannt.
Der Verschluss sollte immer gespannt sein, um bei geladener Kamera stets fotografierbereit zu sein. Man braucht sich keine unnötigen Gedanken darüber machen, dass die Aufzugsfeder an Spannkraft verliert - sie hat genügend „Elastizitäts-Reserven“!
Ja, es gilt sogar als erwiesen, dass man mit aufgezogenem Verschluss auch dem Gummituch Gutes tut. Die Verschluss-Rollos beim gespannten Verschluss sind weniger eng aufgerollt, so dass es im Laufe der Zeit weniger leicht zu Brüchen im Gummituch kommen kann.


Die Belichtungszeit wird bei aufgezogenem Verschluss abgelesen und auch eingestellt.

- Verschlusszeitenreihe -

Die Leicas ab Modell Leica III verfügen anders als frühere Leicamodelle, die sich mit den Zeiten 1/20 - 1/500s begnügen mussten, über eine lange Reihe von Verschlusszeiten. Sie gehen von 1s bis zur 1/1000s.

Der Einstellknopf für die langen Zeiten befindet sich an der Vorderseite. Nur die Modelle, die diesen vorderen Knopf haben, verfügen auch über lange Verschlusszeiten!
Auch bei den Kameras ohne lange Verschlusszeiten sind Zeitaufnahmen (über Z) möglich.

Bei der Leica IIIc hat die Verschlusszeitenreihe die folgenden Werte (s):

T - 1 - 1/2 - 1/4 - 1/10 - 1/15 - 1/20 - B - 1/30 - 1/40 - 1/60 - 1/100 - 1/200 - 1/500 - 1/1000

T = Time (in der Abbildung nicht sichtbar) steht dafür, dass sich nach dem Auslösen der Verschluss öffnet und so lange offen bleibt, bis erneut gedrückt wird. Das macht Sinn bei Aufnahmen am Mikroskop, Aufnahmen von Feuerwerk etc.

B = Ball (bei früheren Modellen Z = Zeit). Der Verschluss bleibt so lange geöffnet, wie der Auslöser niedergedrückt wird. Zum verwacklungsfreien Auslösen verwendet man einen pneumatischen Auslöser, bei dem durch Zusammendrücken eines Gummiballs über einen damit verbundenen Schlauch ein Stift herausgedrückt wird, der den Auslöser betätigt.
Als Merkhilfe für B hat sich im deutschen auch beliebig eingebürgert. Manche meinen auch B käme von Bulb (Knolle, Birne).

Die Einstellung B wird für Langzeitaufnahmen wie Nachtaufnahmen etc. benutzt.
Man drückt den Drahtauslöser und hält ihn gedrückt und zählt dabei die Sekunden in Fotografenmanier: Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig... bis die Zeit stimmt. Dann lässt man den Auslöser los und der Verschluss schließt sich!

Bei den Langzeiten von T und B werden neben pneumatischen Auslösern vor allem (möglichst lange) Drahtauslöser verwendet. Zur Vermeidung von Erschütterungen über den Drahtauslöser sorgt man dafür, dass sich der Drahtauslöser-Zug wie ein langes, liegendes S formt.

- Zwischenzeiten -

Auf dem Kurzzeitenrad der Leica IIIc (oberes Zeitenrad, das sich beim Verschlussablauf mitdreht) findet man die Gravuren
B - 30-1 - 40 - 60 - 100 - 200 - 500 - 1000.

Kurzzeitrad

Hier rasten nur festgelegte Zeiten ein. Es sind keine Zwischenwerte einstellbar!

Auf dem Langzeitknopf (vorderes Zeitenrad, was unbewegt bleibt) der Leica IIIc findet man die Gravuren
T - 1 - 2 - 4 - 30 - 20 - 15 - 10.

Langzeitknopf

Außer bei der 30 = 1/30s keine einrastenden Werte. Es sind beliebige Zwischenwerte nutzbar!

Die langen Zeiten sind nur dann aktivierbar, wenn auf dem Kurzzeitknopf die rot eingefärbte Verschlusszahl mit dem Index -1 eingerastet ist. Bei der Leica IIIc ist es die 30-1. Dann sind alle Zeiten von 1s - 1/30s verwendbar und natürlich auch Zeitaufnahmen mit T.

Beispiele für das Einstellen von Zwischenwerten

(1) 1 = 1s. 2 = 1/2s.

Einstellung dazwischen ist gem. Bruchrechnung: (2/2 + 1/2) : 2 = 3/2x2 = 3/4 s.

(2) 10 = 1/10. 15 = 1/15.

Zwischenwert: (1/10 + 1/15) = (3/30 + 2/30) : 2 = 5/30x2 = 5/60 = 1/12s.

In wieweit das Einstellen von Zwischenwerten (bei den längeren Zeiten) überhaupt einen Sinn macht, ist fraglich. Die geringen Unterschiede gehen im Belichtungsspielraum eines Films unter!