Stark überarbeitet am 8. April 2023: 7.1 Richtige Belichtung - ohne Belichtungsmesser
1 
Einführung

Am Beispiel meiner noch gar nicht so lange und intensiv bestehenden Erfahrungen mit einer Gewinde-Leica*, einer Leica IIIc Syn, aus dem Jahr 1949, dem Jahr meiner Geburt, präsentiere ich hier ein kleines Kompendium über die Schraubleica*, unter besonderer Berücksichtigung der Leica IIIf, zu der ja meine IIIc mutierte.

Ich möchte auch das positive Gefühl vermitteln, das einem ergreift, wenn man einen solchen Handschmeichler sieht, davon liest, ihn benutzt oder sogar besitzt.

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*Den Begriff Schraubleica verwende ich für die Kameras der Firma Leitz, Wetzlar, deren Wechselobjektive mit dem Gewinde M39 an das Kameragehäuse angeschlossen werden. Gemeint sind also 'Gewinde-Leicas', die bis auf wenige Ausnahmen alle vor den Kameras der Leica-M-Reihe, die ja ein Objektiv-Bajonett haben, hergestellt wurden.
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Die Leica war von Beginn an ein Erfolg. Damals wie heute wurde auch ihr hoher Preis akzeptiert. Dieser Erfolg und die preisliche Akzeptanz beruhten auf  mindestens vier Alleinstellungsmerkmalen:

Sie war - im Gegensatz zu den, besonders für unsere heutigen Anschauungen eher als Ungetüme zu bezeichnenden normalen Plattenkameras - winzig klein, leicht und „ressourcenschonend“.
Man akzeptierte den Preis, denn auch die Qualität war hervorragend.

Als Reisekamera bezeichnete man die nachfolgend gezeigte Kamera alleine deswegen, weil man sie „zusammenfalten“ konnte.


Sie schlägt, obwohl aus leichtem Holz gebaut und mit einfachster Optik und ohne einen Verschlussmechanismus, den man damals noch nicht brauchte*, mit nur einer Plattenkassette schon mit 1,5 kg zu Buche.


Dazu kam dann das Gewicht der Glasplatten und das Gewicht des unbedingt notwendigen Holzstativs mit Messing-"Beschlägen", was sicherlich ein paar weitere Kilo zum Ganzen beitrug.

Eine damalige Leica, obwohl aus solidem Metall und Glas bestehend, brachte mit höchstens der Hälfte an Gewicht und zwar geladen, ein Vielfaches an fotografischer Potenz mit: eine Filmpatrone für mehrere zehn Aufnahmen und sie ließ sich auch noch frei Hand bedienen!

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* Eine bezeichnende Geschichte zum Thema Reisekamera ohne Verschluss findet man im Photo-Magazin 1950/12/36: Im krummen Spiegel. Schilderung der Arbeitsweise mit einer Reisekamera.
Daraus hier nur den bezeichnenden Satz: „Deckel ab, 5 min warten, Deckel drauf!“
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Auch andere Mütter hatten schöne Töchter, z.B. die Firma Ihagee, Dresden. Ob allerdings kleinere, darf bezweifelt werden:

Werbeseite aus dem Photofreund Jahrbuch 1929 / 30

Später hat Ihagee dann die Kine-Exakta hergestellt, die Kamera für 'Kinofilm', die erste Kleinbild-Spiegelreflex, und erstmalig auf der Leipziger Frühjahrsmesse von 1936 gezeigt.
Die Exakta Varex war die "logische Weiterentwicklung" der Kine-Exakta.
Sie ist lt. Werner Wurst, EXAKTA Kleinbildfotografie, 1953, S. 3, zur "Doppel-Systemkamera" ausgebaut worden, dadurch, dass ein auswechselbarer Lichtschachtsucher durch einen Prismensucher ersetzt werden kann:

Exakta Varex, Modell VX von 1953, hier mit geöffnetem Lichtschachtsucher


1.1 
Die Entstehung der Leica

Oskar Barnack, dem die Konstruktion der Leica zu verdanken ist, experimentierte 1912 mit einem „Kinofilmaufnahmeapparat“. Seine Eigenkonstruktion hatte ein fest eingebautes Objektiv, ein Summar f 4,5/42. Als Filmmaterial benutzte er „Kinofilm“. Dazu fasste er zwei Kinobildformate zum „Leica-Format“ 24 x 36 mm zusammen.

Barnack machte mit der Ur-Leica eine Reihe von Bildern, von denen für mich besonders das Foto vom Eisenmarkt in Wetzlar bedeutsam ist,...

Repro aus Kisselbach, Leica-Buch 1. - 10.Tausend, S. 13

...da ein Foto vom 'Haus am Eisenmarkt' heute noch ähnlich möglich ist, gehört es m.E. für einen Leica-, vielleicht sogar für jeden Fotoenthusiasten zu einem „Pflichtmotiv“ in Wetzlar!
So versuchte auch ich, manches Mal, wenn ich in Wetzlar war, das mir in Erinnerung gebliebene Bild von Barnack fotografisch „nachzuempfinden“:

„Haus auf dem Eisenmarkt“ Ausschnitt aus einer Farbaufnahme v. 2008 in Monochrom umgewandelt

Das vorhergehende Bild zeigt einen Ausschnitt aus einer Weitwinkelaufnahme mit einer Brennweite von 28 mm an einer Leica M7.
Barnack hatte in seiner Kamera nur ein fest eingebautes Summar  f 4,5/42 mm zur Verfügung. Er musste weiter in die Nebenstraße zurückweichen, richtete seine Kamera wohl auch lotrecht aus, so dass es bei ihm zu einem deutlichen Beschnitt des Giebels kam. Ein leichtes nach oben Neigen und anschließendes Entzerren am Vergrößerungsgerät, hätte zwar helfen können, auch das Haus in Gänze aufs Bild zu bringen, aber vielleicht kam es Barnack eher darauf an, das Leben auf diesem Platze mit der „schnellen“ Leica einzufangen.

Die Versuchskamera wurde von Barnack weiterentwickelt. Dr. Ernst Leitz II bewies unternehmerischen Weitblick, indem er entgegen der Warnung von Fachleuten entschied:

Die Barnack’sche Kleinkamera wird gebaut".

Die Kamera erhielt den Namen „Leica“, eine Wortbildung aus Lei-tz und Ca-mera
(vgl. Theo Kisselbach, Das Leica-Buch 1 - 10. Tausend, S. 12).
Nach ihrer Vorstellung auf der Leibziger Messe 1925, begann der Siegeszug der Leica. Von nun an  wurde ununterbrochen an ihrer Weiterentwicklung gearbeitet.
Die Entwicklung führte von der einfachen Leica über die sogenannte Nullserie von 1923/24 mit dem festeingebauten, versenkbaren 5-linsigem Anastigmaten f 3,5/50 mm und von da dann zum Leica-System mit Wechselobjektiven (ab Leica I, Modell A von 1925).

Im Photofreund Jahrbuch 1929/30 bewirbt die Firma Leica ihren „Filius“, die Leica I (Modell A oder B oder auch beide):


Photofreund Jahrbuch 1929 / 30


neu aufgenommen am 8. März 2017:
1.2
Die Leitz-Camera unter besonderer Beachtung der Leica IIIc, IIIf und IIIg

Eine Schraubleica ist schon etwas Besonderes. Auffällig anders, als man es von anderen Kameras her gewohnt ist, gestaltet sich z.B. das Laden eines Films, durch ihre starre, nicht abnehmbare, ja sogar fehlende Rückwand (siehe Filmhandhabung). Stattdessen haben Leicas - bis heute - einen Bodendeckel als Gehäuseverschluss.
Auch das nicht symmetrisch angeordnete Stativgewinde macht sie so anders, als andere Fotoapparate.


Leica-Modell IIIc mit Summitar, Abb. aus Emmermann, Leica-Technik

Einigen Aufschluss, warum z. B. das Kameragehäuse, die Filmführung und die Lage des Stativgewindes bei der Leica anders ist, gibt Hanns Neumann, Autor der Leica-Technik in der Ausgabe von 1951. Seine Erläuterungen habe ich nachfolgend wörtlich aufgeführt:

Kameragehäuse
Das Gehäuse der Leica ist aus Leichtmetall gezogen. Es kann nur durch Abheben des Bodendeckels geöffnet werden, der einen staubdichten Verschluß sichert. Dadurch sind dem Benutzer die Transportorgane, der Verschluß und die Filmführung unzugänglich gemacht. Es besteht also nicht die Gefahr, daß empfindliche Teile beschädigt werden. Die starre, nicht abnehmbare Rückwand der Leica gewährleistet auch bei Dauergebrauch eine einwandfreie Lichtsicherheit und genaue Lage des Films in der Schärfenebene des Obiektives. Das ist insofern von besonderer Wichtigkeit, als schon winzige Abweichungen des Films aus der Schärfenebene die gestochene Schärfe der Negative und damit ihre Vergrößerungsfähigkeit empfindlich beeinträchtigen könnten.
Der zum Öffnen und Schließen des Bodendeckels dienende umlegbare Knebel ist in dem Deckel versenkt untergebracht. Die Leica kann daher auf ebenen Flächen aufgestellt werden, ohne daß sie umkippt. Der Bodendeckel trägt weiter das ebenfalls versenkte Stativgewinde. Es ist seitlich angebracht, so daß man für Hochaufnahmen ein Stativ mit normalem Kugelgelenk verwenden kann. Das Gehäuse der Leica ist mit zwei Ösen versehen, so daß man die Leica an einem Riemen umhängen kann.

Filmführung
Mit Rücksicht auf stärkste Vergrößerungsfähigkeit der Negative müssen an die Filmführung der Leica sehr hohe Ansprüche gestellt werden. Vor allem muß der Film im Bildfenster vollkommen eben liegen. Er liegt deshalb mit den Perforationsrändern auf geschliffenen Auflageschienen. Von der Rückseite her bringt ihn eine federnde geschliffene Andruckplatte genau in die Schärfenebene. Da der Film außerdem durch den Transportmechanismus unter einer gewissen Spannung gehalten wird, kann er nicht nach vorn oder hinten aus der Schärfenebene ausweichen.''
aus Emmermann, Leica-Technik in neuer Bearbeitung und erweitert von Hanns Neumann, 1951, S. 2ff

Zur Begründung für das am Seitenrand befindliche Stativgewinde „Es ist seitlich angebracht, so daß man für Hochaufnahmen ein Stativ mit normalem Kugelgelenk verwenden kann.“:


'Gehen mag es so schon', aber es sieht recht "bescheiden" aus, wenn die Kamera für Hochaufnahmen auf die falsche Seite gedreht wird (besonders dann, wenn das Stativgewinde wie bei den Leicas nicht mittig angeordnet ist ;-)).

Anmerkung: Versucht Neumann hier nicht nur aus der Not eine Tugend zu machen? 
Fototechnisch ist es jedenfalls sinnvoller, wenn sich das Stativgewinde möglichst direkt unterhalb des Objektivs befindet. 
Erst bei den digitalen Kameras hat sich Leica endlich dazu durchgerungen und diesen alten Zopf abgeschnitten. Ich hätte übrigens auch keine Einwände gegen eine normale Kamerarückwand gehabt. Solider als die ‘Blechbüchsen’ anderer Hersteller ist allerdings das massive Gehäuse der Leicas allemal!

Doch nun zu der Leica IIIc:
Näher beschreiben möchte ich hier in erster Linie die Veränderungen und Verbesserungen im Vergleich zu ihren Vorgängern.
Die Leica IIIc wurde von 1940 an (Seriennummer 360.175) bis 1951 (Seriennummer 525.000) gefertigt. Meine Kamera, eine Leica IIIc Syn, ist aus dem Jahre 1949 und hat eine Seriennummer um 470.000.

Die Leica IIIc hat die Abmessungen 13,5 x 6,5 x 3 cm. Sie ist damit um rund 3 mm breiter als ihre Vorgänger. Ein etwas größerer, gerändelter Ring ist um den Auslöser herum angebracht worden, der für die Verwendung eines Drahtauslösers nicht mehr eigens abgeschraubt werden muss. Die Leica-Glocke* wird ja über den Auslöser gestülpt und ihr Gewinde wird dann in das Gewinde unterhalb des Auslösers gedreht.
Bedeutsamer als die vorgenannten Veränderungen sind die Verbesserungen am Gehäuse. Es besteht jetzt aus einem im Druckgussverfahren hergestellten Rahmen, der alle Teile der Mechanik aufnimmt. Dadurch, dass die Deckkappe nun nur noch aus einem Teil besteht, wird eine größerere Dichtigkeit und damit ein besserer Schutz der inneren Teile erreicht.
Neben den Verbesserungen der Kamera selbst, konnte dadurch auch der Fertigungsprozess vereinfacht werden.

Von Interesse sind sicher noch die Belichtungszeiten, die mit einer Leica IIIc möglich sind.
Die IIIc verfügt über eine lange Reihe einstellbarer Momentzeiten, die von 1 s bis zu 1/1000 s reichen.

Die Stufung der Belichtungszeiten der Leica IIIc in ihrer tatsächlichen Reihenfolge und Darstellungsweise:
T, 1, 2, 4, 30, 20, 15, 10 (Frontseite),
B, 30-1, 40, 60, 100, 200, 500, 1000 (Gehäuseoberseite)
Anmerkungen:
Die Zahl 1 bedeutet 1 Sekunde (1s). Alle anderen Werte stehen für Bruchteile von 1s, also 1/2s, 1/4s, 1/30 s usw.
Die 30 auf dem Einstellrad an der Frontseite muss eingestellt sein, wenn man die Verschlusszeiten des Einstellrades der Gehäuseoberseite benutzen will. Zur besseren Kennzeichnung ist sie deshalb rot gefärbt. Auf dem Frontrad ist die 30 dann zur Sicherheit sogar arretiert. Im anderen Falle muss man die 30-1 eingestellt haben, um die langen Zeiten des Frontseitenrades einstellen zu können.
Bei der Einstellung T (T= Time) wird der Verschluss durch Drücken des Auslösers geöffnet und bleibt so lange offen, bis erneut gedrückt wird.
Bei der Einstellung B (B = engl. Ball, Merkhilfe: beliebig. Früher ist es ein Z. Das steht für Zeitaufnahme) muss man den Auslöseknopf so lange gedrückt halten, wie man belichten möchte. Direkt nach dem Loslassen schließt sich der Verschluss.

Die Leica IIIc hatte also schon fast den Zenit der Möglichkeiten einer Schraubleica erreicht. Es fehlte ihr nur noch die eingebaute Blitz-Synchronisation und ein größerer, komfortablerer Sucher, der den Entfernungsmesser anzeigen und verschiedene Brennweiten darstellen kann. Ein eingebauter Selbstauslöser wäre auch nicht zu verachten!

Die Weiterentwicklung der Schraubleicas nach der Leica IIIc, die Modelle IIIf und IIIg

Im Jahre 1950 erschien die Leica IIIf. Mit ihr gelang der Firma Leitz eine nennenswerte Verbesserung ihrer erfolgreichen Kameras. Die IIIf erhielt eine eingebaute Synchronisation für Birnchen- und Elektronenblitzgeräte. Ein Selbstauslöser wurde ab 1954 eingebaut.

1957, drei Jahre nach Erscheinen der Messsucherleica Leica M3, brachte Leitz die Leica IIIg heraus. Sie weist eine Reihe von Verbesserungen gegenüber den älteren Gewinde-Leicas auf. Am bemerkenswertesten sind die Verbesserungen am Sucher. Der größere Sucher ist jetzt mit dem Entfernungsmesser gekuppelt. In das Sucherbild wird ein Leuchtrahmen für 50er Objektive und 4 kleine Dreiecke für 90er Objektive eingespiegelt. Die Parallaxe zwischen Sucherbild und Objektiv wird bei der Einstellung der Entfernung automatisch ausgeglichen. Die Kamera hat einen eingebauten Selbstauslöser. Die Blitzsynchronisation erfolgt in Abhängigkeit zur eingestellten Verschlusszeit. Man ist nicht mehr auf das Einstellen der richtigen Kontaktzahl, wie bei ihrem Vorgänger IIIf notwendig, angewiesen.
Äußerlich ist die Leica IIIg durch ein größeres Sucherfenster, die beiden runden Entfernungsmesserfenster und einem kleineren Fenster, dass die Leuchtrahmen aufhellt, erkennbar. Die Verschlusszeiten werden zwar noch wie bei den Vorläufern an 2 unterschiedlichen Rädern eingestellt, haben aber eine sinnvollere Einteilung als diese.

Die Belichtungszeiten bei der Leica IIIg:

T, 1 s, 1/2, 1/4, 1/8, 1/15, 1/30 (Frontseite),
B, 1/30, 1/60, 1/125, 1/250, 1/500, 1/1000 s (Gehäuseoberseite).

Durch Halbierung bzw. Verdoppelung, war die Einstellung der richtigen Zeit-/ Blendenkombination deutlich erleichtert.

Viele der Neuerungen bei der Schraubleica Leica IIIg, besonders ihr spezielles Suchersystem, war eine Annäherung an den Entwicklungsstand der Messsucher-Leicas, die beginnend mit der Leica M 3, ab 1954 hergestellt wurden. Gerade die Verbesserungen am Sucher veränderten das Erscheinungsbild der IIIg gegenüber ihren Vorgängern. Diese wirkten sich auch in einer sichtbaren Vergrößerung aus.

Die Leica IIIg war die letzte der Schraub-Modelle. Es wurden keine 42.000 davon hergestellt. Ihre Produktion endete bereits 1960. Mit ihrer Einführung wollte man sicher erreichen, dass die Verbesserungen in der Entwicklung der Leicas auch den Gewindeobjektiv-Liebhabern und den Fotografen, die bereits eine Reihe von Gewindeobjektiven besaßen, zugute kommt. Aber, die Messsucherkameras waren auf dem Siegeszug: Alleine die höhere Lage des Suchers machte diesen geeigneter; wird doch das Sucherbild bei der Leica IIIg und natürlich auch bei den anderen Schraubleicas, durch die Größe des Objektivs und den Gebrauch einer Streulichtblende zuweilen deutlich eingeschränkt. Dazu kam, dass durch den mit den Messsucherkameras eingeführten Bajonettanschluss, der Objektivwechsel einfacher und schneller getätigt werden konnte.
  
Die Leica IIIc Syn ist eine Leica IIIc, die in eine Leica IIIf umgewandelt wurde
Wie auch schon früher üblich, ermöglichte es Leitz auch den Besitzern der Leica IIIc, ihre Kamera auf die erweiterten Möglichkeiten des Folgemodells, hier der Leica IIIf, umbauen zu lassen.
Meine Leica IIIc wurde zur Leica IIIc Syn, da sie irgendwann einmal mit einer Blitzsynchronisation ausgestattet wurde. Die Aktualisierung schloss auch die in den Filmtransportknopf integrierte Filmmerkscheibe der IIIf mit ein. Sie ist daher de facto eine Leica IIIf.


Leica III c Syn mit Summitar 2/50
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Leica Glocke - bei verschiedenen Schraubleicas sowie älteren Nikon-Modellen lässt sich ein Drahtauslöser nur mit diesem speziellen Adapter an die Kamera anschließen:


Leica Glocke

1.3
Was einem dazu treibt, heute noch eine Schraubleica zu benutzen

Mag ja sein, dass eine Leica zur damaligen Zeit auch technisch ganz oben angesiedelt war, aber wie kommt man denn dazu in der heutigen Zeit, wo man sich bei der Fotoindustrie mit einem immer Mehr an Megapixeln gegenseitig zu übertrumpfen versucht, mit einem solch alten Fotoapparat überhaupt noch zu beschäftigen?

Das Ding gehört in die Vitrine! Ist es nicht so?

Wahrscheinlich stößt manchen ganau das ab: das immer Größer, Höher, Weiter!
Wenn man eine heutige Fotozeitschrift aufschlägt, dann ist es weniger das gute Bild, dem seinen ihm gemäßen Part eingeräumt wird, sondern vermehrt der Technik, Technik, Technik!
Die Kameras schauen einem "seelenlos" entgegen. Eine "Identifikation" mit einer von ihnen ist kaum möglich, wird sie doch im nächsten Heft schon durch eine "noch bessere" getopt!

Ich kann und möchte ambitionierteren Fotografen/Fotofreunden ihren Zwang und Drang zu (noch) perfekteren Kameras und Ergebnissen nicht absprechen, aber für mich zählt auch anderes:
Gerade aus den vielen Kompromissen, die ich beim Fotografieren mit einer 'altgedienten/altbewärten' Kamera eingehen muss, erwächst für mich der Spaß an der Sache, die "Lust pur".
Ich kann es mir als reiner 'Liebhaber' der Photographie leisten, andere Prioritäten zu setzen, 
denn ... Der Weg ist schon mein Ziel!

Die Lust an der Fotografie beginnt schon beim, bei einer Schraubleica notwendigen Filmanschnitt, bei dem Einsatz einer Schneidelehre.


2
Filmhandhabung
Filmanschnitt

- mit Hilfe der Schneidelehre ABLON
Dazu wird diese aufgeklappt und der Film mit der Schichtseite nach vorne eingelegt. Die Lehre wird zugeklappt, so dass der ursprüngliche, vom Filmhersteller angebrachte Anschnitt verdeckt ist.

Mit einem Messer entlang der Schablonenkante schneiden

Mit einem scharfen Messer, z.B. einem Teppichmesser, wird von der linken Seite, das ist die mit dem „Schablonenbogen“, vom Körper weg entlang der Schablonenkante geschnitten.

Es geht aber auch ohne Messer, indem man mit den Fingernägeln von Daumen und Zeigefinger den Filmanfang am Schablonenanfang durch eine Drehbewegung leicht einzwickt und dann bei fest zugedrückter Schablone, entlang der Schablonenkante zum Körper hin weiterreißt. Je nach Filmträgerschicht geht das sehr sauber, sogar sauberer als mit dem Messer!

- ohne Schneideschablone
Natürlich lässt sich der Film auch ohne Verwendung einer Schneideschablone passend zuschneiden. Dazu ist er etwa 11cm aus der Patrone herauszuziehen (ca. 23 Perforationslöcher). Auf einer Länge von ca.10 cm (21 Perforationslöcher) ist er jetzt schräg, gemäß der roten Linie, zu schneiden. Dabei möglichst keine Perforationslöcher anschneiden.
Filmstück entlang der roten Linie abschneiden
 

Einfügen des Filmanschnitts in die Aufwickelspule

Filmanfang unter die Feder der Aufwickelspule schieben. Die Wickelkerne von Filmpatrone und Aufwickelspule zeigen nach oben, die Film-Schichtseite liegt vorne.
Filmanfang unter die Feder der Aufwickelspule klemmen.

Das Einlegen des Films, das Laden der Leica
Beim Laden der Leica liegt sie auf der Deckkappe. Das Objektiv zeigt in Richtung des Fotografen. Zweckmäßiger Weise wurde der Verschluss vorher ausgelöst. Der Film wird mittels der Aufwickelspule so weit aus der Filmpatrone herausgezogen, dass er in seiner Länge in die Kamera passt. Ggf. den Film etwas zurückdrehen, bis der nichtangeschnittene Teil nur noch ca. 1,5cm (3 Perforationslöcher) aus der Patrone herausschaut.
Aufwickelspule und Filmpatrone gleichzeitig in die Kamera einführen. Der Anschnitt zeigt nach unten. Dabei gleitet der Filmstreifen in den Filmkanal.

Film an der Aufwickelspule soweit aus der Patrone herausziehen,
dass alles in die Leica passt. Abb. Emmermann, Leica-Technik, S. 78


Für Sichtkontrolle des richtig eingelegten Films Sorge tragen!
Die Filmsperre, das ist der kleine Hebel vor dem Auslöseknopf, wird von R nach A geschwenkt. Mit noch geöffnetem Bodendeckel ist der Rückspulknopf leicht zu drehen, um den Film zu straffen. Das dient u.a. dazu, dass man später merkt, ob der Film gefasst hat.
Kein Zeichen für einen richtig eingelegten Film ist es nämlich, wenn sich beim Spannen und Rückspulen des Films lediglich der Punkt auf dem Auslöseknopf dreht.

Der Rückspulknopf muss sich unbedingt beim Weitertransport durch den Verschlussaufzug mitdrehen, anderenfalls hat man am Ende einen unbelichteten Film!
Rückspulknopf muss sich beim Weitertransport mitdrehen.
Abb. Kisselbach, Kleines Leica-Buch, S. 41

Schließen der Leica oder wie herum der Bodendeckel angebracht werden muss 
Wenns schnell gehen soll, kommt man schon mal ins Grübeln, wie herum der Bodendeckel angebracht werden muss. Bodendeckel, vom Fotografen aus betrachtet rechts einhängen und schließen. Der Verschlussknebel ist unten auf der linken Seite.

 Bodendeckel rechts einhängen, andrücken und mit dem Knebel schließen

Die jetzt folgenden zwei obligatorischen Blind-Auslösungen mache ich mit geschlossenem Objektivdeckel, kürzester Belichtungszeit und geschlossener Blende. Man weiß ja nie, ob der Film nicht nochmal heraus muss!

Der Rückspulknopf muss sich beim Spannen (und gleichzeitigem Filmtransport) mitdrehen, wenn der Film vorher gestrafft wurde.
Jetzt, nach dem letzten Auslösen, stellt man das Filmzählwerk auf Null (0).
Ich spanne dann gleich wieder, unabhängig, ob fotografiert werden soll oder nicht, zur Schonung des (Gummi-) Tuchverschlusses. Das Zählwerk steht jetzt auf 1.

Doppelbelichtungen - Mehrfachbelichtungen
Mit der Schraubleica lassen sich auch Doppelbelichtungen machen. Dazu den Auslöseknopf niedergedrückt halten, Zeitenknopf gegen den Uhrzeigersinn drehen, bis ein Widerstand spürbar wird. Der Verschluss ist nun gespannt, ohne dass der Film weitertransportiert wurde. Auf das gleiche Filmstück lässt sich jetzt ein weiteres Mal belichten.
Hilfreich ist das natürlich auch für den Fall, dass man beim Knipsen vergessen hat, den Objektivdeckel abzunehmen. Auf diese Weise hat man das Filmfeld gerettet!

Film entnehmen
Dazu Umschalthebel in Stellung R bringen. Film mit ausgezogener Rückspulkurbel in Pfeilrichtung drehen, bis man an einem Widerstand erkennt, dass sich der Film von der Transportspule gelöst hat.
Ob man den Film jetzt ganz zurückspult oder den Filmanfang noch aus der Patrone herausragen lassen möchte, hängt von der Weiterverarbeitung ab. Soll er in ein fremdes Labor, spult man ihn ganz ein. Ansonsten lässt man den Filmanfang herausragen, um ihn vielleicht selbst in einer Tageslichtentwicklungsdose zu entwickeln. Dafür wird in der Regel der Filmanfang gebraucht (siehe ganz unten!).

Der Bodendeckel wird gelöst und ausgehängt und man klopft die Filmpatrone jetzt vorsichtig in die hohle Hand.Wurde der Film versehentlich ganz in die Patrone zurückgespult, kann, wenn nötig, der Filmanfang mit einem speziellen Zubehör, z.B. dem „Filmfix“ von Hama wieder herausgezogen werden.

Gebrauchsanleitung für Hama „Filmfix“ siehe ganz unten, direkt vor der Literaturangabe!


Wer etwas ausführlicher über die gesamte Handhabung von Gewinde-Leicas unterrichtet werden will, dem sei die Seite von Peter Lausch, Die Bedienung der LEICA IIIg und der anderen Schraubleicas empfohlen und/oder er lädt sich die Bedienungsanleitung herunter, die unter http://www.lausch.com/bedienung1.htm zu finden ist.


3
Objektive zur Schraubleica

Warum Wechselobjektive und welche sollten es sein?

Die Schraubleica besitzt einen eingebauten Sucher, der auf ein 50-mm-Objektiv, das Standard- oder auch Normalobjektiv zugeschnitten ist. Als Standardobjektive werden die Objektive bezeichnet, deren Brennweite etwa der Diagonale des Bildformates entspricht. Die  Bilddiagonale des „Leica-Formats“ beträgt  43,2 mm, das 50er ist also geringfügig ‘teliger’, wird aber von vielen Fotografen als „universell“ einsetzbar bezeichnet.
Man kann mit dieser Brennweite alleine auskommen: viele meisterhafte Fotos beweisen dies! Streng genommen sieht man es dem Foto nachher kaum an, mit welchem Objektiv es letztlich gemacht wurde, doch ist es Ansichtssache, welche Brennweite man persönlich als „universell“ empfindet!
Mein Schwerpunkt liegt nicht auf der „Normal“-Brennweite, auch möchte ich wenigstens gelegentlich unterschiedliche Objektive einsetzen können. Daher konnte ich mich schon immer nur für eine „Systemkamera“ erwärmen, eine Kamera, die sich an spezielle Erfordernisse und mein gerade aktuelles Vorhaben anpassen lässt.
Die Schraubleice wird durch ihre Ausbaufähigkeit diesem Anspruch gerecht:
Leica spricht in einer Anzeige (Photo-Magazin, Oktober 1952) von „Erweiterten Möglichkeiten der Bildgestaltung“ durch auswechselbare Objektive: 

Anzeige aus dem Photo-Magazin, Okt. 1952, S. 16

Woraus bestehen diese „erweiterten Möglichkeiten“? 
Eine sinnvolle Abstufung verschiedener Brennweiten ermöglicht es, ein Motiv in unterschiedlichem Abbildungsmaßstab aufzunehmen, ohne seinen Standort wechseln zu müssen. So steht es sinngemäß in Emmermann und Neumann, Leica-Technik, S.16 u. 17. 
Zwar hilft manchmal Vor- oder Zurückgehen, aber häufig ist es gar nicht möglich, mit einer einzigen Brennweite das zu erfassen, was man gerne ablichten möchte. 
Als „Lob der Faulheit“ sollten Wechselobjektive jedoch nicht herhalten müssen. So sollte das nicht verstanden werden!

Weitere gute Gründe für den Einsatz verschiedener Brennweiten
Um ein Gebäude in seiner Ausdehnung, den Innenbereich von Kirchen, Architektur jeder Art, Menschengruppen etc. bildgerecht aufnehmen zu können, bedarf es eines Weitwinkelobjektivs, eines Objektivs, das im Vergleich zur Diagonale des Aufnahmeformats eine kürzere Brennweite aufweist. Barnacks Ur-Leica hatte mit der Brennweite von 42 mm demnach schon ein schwaches Weitwinkelobjektiv.

Eine längere Brennweite, ein Fern- oder wie man es heute gewöhnlich, wenn auch nicht immer zutreffend nennt, ein Teleobjektiv, ermöglicht es, Motive festzuhalten, die aufgrund eines erhöhten Standorts, einer weiteren Entfernung mit unüberwindlichen Hindernissen, sich einem sonst entzögen.

Auch dann, wenn es gilt Dinge groß genug abzubilden, wird ein Objektiv mit einer längeren Brennweite eingesetzt.
So schreibt z.B. Emmermann in seiner Leica-Technik (S. 19) zum Elmar 9cm:

„Bei der hohen Lichtstärke von 1 : 4 ist die Brennweite fast doppelt so lang wie die des Standard-Elmars. Dementsprechend wird bei einem ausgenutzten Bildwinkel von 27° ein Gegenstand bei Aufnahme aus derselben Entfernung annähernd doppelt so groß auf dem Film abgebildet, wie bei Benutzung des 5-cm-Elmars."
Demnach hilft das Tele auch, um weiter in den Nahbereich vorzudringen, als es aufgrund der doch recht bescheidenen Nahgrenze des Standardobjektivs möglich wäre.
 

Das Tele ist auch das geeignete Objektiv, um Kinder, Haus- und Wildtiere aufzunehmen, ohne sie in ihren natürlichen Bewegungen allzusehr zu stören. Bei Portraitaufnahmen ermöglicht ein leichtes Tele (75 - 90 mm) bei ausreichend großer Darstellung einen, unverzerrten Gesichtsausdruck (verhindert z. B. monströse Nasen).

Das Normalobjektiv liegt in seiner Verwendbarkeit irgendwo dazwischen. Meistens haben diese Objektive eine Brennweite um 50 mm. Konstruktionsbedingt und wegen der höheren Auflage, können sie preiswerter hergestellt und trotz einer meist höheren Lichtstärke, zu einem vergleichsweise günstigen Preis abgegeben werden.

Auch gestalterisch bietet die Verwendung unterschiedlicher Brennweiten eine ganze Menge
Unter welchen perspektivischen Beziehungen das Auge bzw. auch die Kamera ein Motiv abbildet, ist stark von den Abständen abhängig. Steht eine Person formatfüllend abgebildet, aber in einem großem Abstand, z. B. vor hohen Bäumen, vor einem hohen Gebäude o. Ä., so erscheinen die Gegenstände recht klein im Vergleich zum Menschen im Vordergrund. Entfernen wir uns hingegen deutlich von unserem ‘Modell’, so werden die Verhältnisse wieder „ins Normale“ zurechtgerückt.

Ein Weitwinkelobjektiv bildet nahe Gegenstände relativ groß ab, während entfernt liegende scheinbar weiter wegrücken und zu schrumpfen scheinen:

Nahe Gegenstände werden relativ groß abgebildet, während entfernt liegende weiter wegrücken

Eine Teleobjektiv „rafft die Entfernung zusammen“. Der Hintergrund erscheint deutlich größer.


Welche von den 3 Aufnahmen einem besser gefällt, ist eigentlich Geschmacksache. Die Teleaufnahme ist es aber in diesem Falle eher nicht. Die Aufnahme mit der Normalbrennweite wirkt sehr sachlich, etwas „steril“. Die Weitwinkelaufnahme hat da m. E. schon eher was!

Kaufentscheidend sind manchmal aber auch persönliche Vorlieben
Kisselbach führt in seinem „Kleinen Leica-Buch“ an, dass das 9-cm-Elmar sehr beliebt wäre, dass es das beliebteste Ergänzungsobjektiv (zum Normalobjektiv) sei. Die bevorzugte Auswahl einer bestimmten Brennweite ist allerdings stets auch von persönlichen Vorlieben bestimmt.
Ich ziehe das Weitwinkelobjektiv einem Teleobjektiv vor
Meine Leica IIIc hatte ich zusammen mit einem Summitar 2,0/50 mm gekauft, weil es halt dabei war. Hätte ich vor der Wahl gestanden, wäre mein erstes und zunächst einzigstes Objektiv, ein 35er-Weitwinkelobjektiv gewesen. So geschehen beim Kauf meiner ersten M, einer Leica M2. Für exakt ein halbes Jahr „begnügte“ ich mich damals mit einem Summaron 2,8/35 und kam damit auch leidlich gut zurecht. Aber nach nur einem halben Jahr folgte ein Summicron 2,0/50, ein Elmar 4/90 und dann...!
So kam denn auch folgerichtig zur Leica IIIc und dem Summitar 2,0/50 - ein Schraub-Summaron 3,5/35 und erst zuletzt noch ein Schraub-Elmar 4,0/90 dazu.

Rein von den Objektiven her betrachtet, empfinde ich meine Schraubleica-Ausrüstung jetzt als komplett:

Mein Objektiv-Ensemble


Objektive anderer Hersteller mit Anschluss M 39

Durchaus gut an der Schraubleica  zu gebrauchen sind auch Objektive anderer Hersteller mit einem Schraubanschluss M39 - ich selbst besitze ein paar Voigtländer-Schraubobjektive, die ich eigentlich für meine M-Kameras angeschafft und da per Bajonett-Adapter nutze. Es sind die Objektive Super Wide-Heliar f 4,5/15, Snapshot Skopar f 4/25 und Nokton f 1,5/50.

Das Snapshot Skopar 4/25 setze ich gerne an der M8 als Street-Objektiv ein, hatte es auch schon mehrmals an der IIIc, so z. B. für dieses Bild:

„Marstall, Brunnen und Schloss in Hadamar“ - Snapshot Skopar 4/25; f:8; Grünfilter

Da auch die anderen meiner Voigtländer-Objektive, sowohl an der M2, der M7, als auch an der digitalen M8 ein gutes Bild abgeben, warum also nicht auch an der Schraubleica?


3.1
Verwendung von Schraub-Objektiven an M-Kameras

 Schraub-Elmar 4,0/90 mm mit kodierbarem Bajonett-Adapter*

Als im Jahre 1954 die Leica M3 erschien, ermöglichte die Firma Leitz dadurch, dass sie die Bajonett-Zwischenringe anbot, den Schraubleica-Besitzern weiterhin ihre Objektive mit M39-Gewinde an der M verwenden zu können.

Im Kisselbach kann man zum Thema das Folgende lesen:

 Theo Kisselbach, Das Leica-Buch, 32. - 36. Tausend, 1965, S. 61

Laney beschreibt es so: 

Es existieren 3 unterschiedliche Bauformen von Original Bajonett-Zwischenringen:

IRZOO/14097 (1956) - Bajonettring zur Verwendung von 35-mm und 50-mm-Gewindeobjektiven an M-Kameras.
ISBOO/14908 (1956)  - wie IRZOO, aber für 90-mm-Gewindeobjektive.
ISOOZ/14099 (1956)  - wie IRZOO, aber für 135-mm-Gewindeobjektive.

aus: Dennis Laney, Leica Cameras Zubehör, 1984, S. 109.

Die von Laney gemachten Brennweiten-Angaben für die Bajonettringe sind für die M3 gemeint.

Bei der Verwendung der Bajonett-Adapter an späteren M-Versionen werden die folgende Leuchtrahmen-Paarungen eingespiegelt bzw. die entsprechenden Brennweiten "unterstützt":

M1 | 50 (IRZOO), 90 (ISBOO) und  21-35 (ISOOZ).
M2 | 50 (IRZOO), 90 (ISBOO) und  21-35 (ISOOZ).
M4 | 50 (IRZOO), 90 (ISBOO) und  35+135 (ISOOZ).
M6 und spätere | 50+75 (IRZOO), 28+90 (ISBOO) und 35+135 (ISOOZ).
M8 |50+75 (IRZOO), 28+90 (ISBOO) und 24+35 (ISOOZ).

Bajonett-Adapter ISOOZ und das dazu passende Summaron f 3,5/35

In einer „Übergangsperiode“ stellte man - aus betriebswirtschaftlichen oder fertigungstechnischen Gründen - sogar Schraubgewindeobjektive eigens dafür her, um sie dann mit einem Bajonett-Adapter zu versehen (vgl. Brian Tompkins, Cameras Pocket Book,1984, S. 57).

Etwas anders formulierten Laney und Puts im 'Leica Taschenbuch', 7. Auflage, S. 88 den Sachverhalt: "Während der Übergangszeit in den späten 50ern stellte Leitz eine Anzahl von Objektiven mit Schraubfassung her, die nachträglich, allerdings vor der Auslieferung, auf Bajonettanschluss umgebaut wurden."

Ich glaube, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt: Aus Gründen der Rationalisierung stellte man manche Objektive nur mit Schraubanschluss her. Um sie auch an der M verwenden zu können, modifizierte man sie lediglich durch einen Bajonett-Zwischenring. Später machte man dann aus den zu viel produzierten Schraubobjektiven solche mit M-Anschluss.

Aber egal, was damals Maßgabe war, auch heute kann es reizvoll sein, ja sogar Sinn machen, alte Schraubleica-Objektive mittels Bajonett-Adaptern an M-Kameras zu verwenden.
So kommen infolge geringerer Lichtstärke das Summaron 3,5/35 und das Elmar 4,0/90 recht kompakt daher, brauchen sich aber leistungsmäßig trotzdem nicht zu verstecken.

Summaron 3,5/35, bei Offenblende an M8


Elmar 4/90, bei Offenblende an M8

Andere Objekive, wie das Summitar, haben eine eigene Abbildungscharakteristik, die ihrer optischen Unzulänglichkeit geschuldet ist. Das Summitar 2,0/50 ist bei Offenblende sehr streulichtempfindlich. Aber gerade das kann auch seinen Reiz haben:

Summitar 2,0/50, bei Offenblende an M8

Das Summitar hat auf mich eine ähnliche Wirkung wie die Objektive, die Alexander Spoerl „duftig“ nennt. Er meinte damit Objektive, die etwas ausstrahlten, was den „brutal-scharfen“ Objektiven fehlte, ohne dabei unscharf zu sein. (Alexander Spoerl, Mit der Kamera auf Du, S. 167 und Alexander Spoerl, Es duftet wieder, Photo-Magazin 1957/9/5).

So werden sie eingesetzt und "so wird man sie wieder los":

Theo Kisselbach, Das Leica-Buch, 32. - 36. Tausend, 1965, S. 61 

Einen alleine ins Bajonett eingerasteten Bajonett-Adapter kann man wieder mittels der Nocken herausdrehen, die der alte Leitz-Objektivrückdeckel und der von Voigtländer besitzen:

Objektivrückdeckel,   li: Leitz,  re: Voigtländer

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* Es gibt sogar einen Bajonett-Adapter, der schon einen vorgefrästen 6-Bit-Code besitzt. Der muss nur noch passend "ausgemalt" werden. Er heißt „HDX PRO Adapterring M39 auf M Bajonett“ und ist oben im Foto an das Elmar 4,0/90 angeschlossen und gemäß dem Makro-Elmar 4,0/90 kodiert.


4
Der Schlitzverschluss der Leica

- Grundlegendes -

Bei einem Schlitzverschluss laufen zwei Vorhänge in direkter Folge vor dem Filmfenster ab. Je nach eingestellter Geschwindigkeit bilden sie einen mehr oder weniger breiten Schlitz der kontinuierlich den Film belichtet.  
Je langsamer die eingestellte Zeit, desto breiter ist der Schlitz und umgekehrt!
Bei den Schlitzverschlüssen der Leicas werden Vorhänge aus Gummituch verwendet, die einen sanften Ablauf garantieren.
Der Verschluss läuft in Richtung der langen Formatseite ab. Verzerrungen bewegter Objekte werden weitestgehend vermieden, wenn man die Kamera entsprechend ausrichtet:
Um Verzerrungen einzuschränken, nehme man einen Rennwagen im Querformat auf, einen vom Brett springenden Schwimmer dagegen im Hochformat.
Bei sich schnell vorbeibewegenden Objekten hilft auch ein Mitziehen, um Verzerrungen zu vermeiden (sonst werden selbst bei kurzer Belichtungszeit runde Räder zu Ellipsen, da der Schlitz des Verschlusses gut 1/50s an Zeit für seinen gesamten Ablauf braucht).

Hilfreich ist auch das Beachten der Bewegungsrichtung: Schräg verlaufende Bewegungen führen grundsätzlich zu geringerer Bewegungsunschärfe, als quer zur Aufnahmeachse verlaufende.

Wenn man den Aufzugsknopf in Pfeilrichtung dreht, wird sowohl der Film weiter transportiert, als auch der Verschluss gespannt.
Der Verschluss sollte immer gespannt sein, um bei geladener Kamera stets fotografierbereit zu sein. Man braucht sich keine unnötigen Gedanken darüber machen, dass die Aufzugsfeder an Spannkraft verliert - sie hat genügend „Elastizitäts-Reserven“!
Ja, es gilt sogar als erwiesen, dass man mit aufgezogenem Verschluss auch dem Gummituch Gutes tut. Die Verschluss-Rollos beim gespannten Verschluss sind weniger eng aufgerollt, so dass es im Laufe der Zeit weniger leicht zu Brüchen im Gummituch kommen kann.
Die Belichtungszeit wird bei aufgezogenem Verschluss abgelesen und auch eingestellt.


- Verschlusszeitenreihe -

Die Leicas ab Modell Leica III verfügen anders als frühere Leicamodelle, die sich mit den Zeiten 1/20 - 1/500s begnügen mussten, über eine lange Reihe von Verschlusszeiten. Sie gehen von 1s bis zur 1/1000s.

Der Einstellknopf für die langen Zeiten befindet sich an der Vorderseite. Modelle die diesen vorderen Knopf nicht haben, verfügen auch nicht über lange Verschlusszeiten. Auch bei diesen Kameras sind Zeitaufnahmen (Z) möglich.

Bei der Leica IIIc hat die Verschlusszeitenreihe die folgenden Werte (s):

T - 1 - 1/2 - 1/4 - 1/10 - 1/15 - 1/20 - B - 1/30 - 1/40 - 1/60 - 1/100 - 1/200 - 1/500 - 1/1000

T = Time (in der Abbildung nicht sichtbar) steht dafür, dass sich nach dem Auslösen der Verschluss öffnet und so lange offen bleibt, bis erneut gedrückt wird. Das macht Sinn bei Aufnahmen am Mikroskop, Aufnahmen von Feuerwerk etc.

B = Ball (bei früheren Modellen Z = Zeit). Der Verschluss bleibt so lange geöffnet, wie der Auslöser niedergedrückt wird. Zum verwacklungsfreien Auslösen verwendet man einen pneumatischen Auslöser, bei dem durch Zusammendrücken eines Gummiballs über einen damit verbundenen Schlauch ein Stift herausgedrückt wird, der den Auslöser betätigt.
Als Merkhilfe für B hat sich im deutschen auch beliebig eingebürgert. Manche meinen auch B käme von Bulb (Knolle, Birne).

Die Einstellung B wird für Langzeitaufnahmen wie Nachtaufnahmen etc. benutzt.
Man drückt den Drahtauslöser und hält ihn gedrückt und zählt dabei die Sekunden in Fotografenmanier: Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig... bis die Zeit stimmt. Dann lässt man den Auslöser los und der Verschluss schließt sich!

Bei den Langzeiten von T und B werden neben pneumatischen Auslösern vor allem (möglichst lange) Drahtauslöser verwendet. Zur Vermeidung von Erschütterungen über den Drahtauslöser sorgt man dafür, dass sich der Drahtauslöser-Zug wie ein langes, liegendes S formt.


- Zwischenzeiten -

Auf dem Kurzzeitenrad der Leica IIIc (oberes Zeitenrad, das sich beim Verschlussablauf mitdreht) findet man die Gravuren
B - 30-1 - 40 - 60 - 100 - 200 - 500 - 1000.

Kurzzeitrad

Hier rasten nur festgelegte Zeiten ein. Es sind keine Zwischenwerte einstellbar!

Auf dem Langzeitknopf (vorderes Zeitenrad, was unbewegt bleibt) der Leica IIIc findet man die Gravuren
T - 1 - 2 - 4 - 30 - 20 - 15 - 10.

Langzeitknopf

Außer bei der 30 = 1/30s keine einrastenden Werte. Es sind beliebige Zwischenwerte nutzbar!

Die langen Zeiten sind nur dann aktivierbar, wenn auf dem Kurzzeitknopf die rot eingefärbte Verschlusszahl mit dem Index -1 eingerastet ist. Bei der Leica IIIc ist es die 30-1. Dann sind alle Zeiten von 1s - 1/30s verwendbar und natürlich auch Zeitaufnahmen mit T.

Beispiele für das Einstellen von Zwischenwerten

(1) 1 = 1s. 2 = 1/2s.

Einstellung dazwischen ist gem. Bruchrechnung: (2/2 + 1/2) : 2 = 3/2x2 = 3/4 s.

(2) 10 = 1/10. 15 = 1/15.

Zwischenwert: (1/10 + 1/15) = (3/30 + 2/30) : 2 = 5/30x2 = 5/60 = 1/12s.

In wieweit das Einstellen von Zwischenwerten (bei den längeren Zeiten) überhaupt einen Sinn macht, ist fraglich. Die geringen Unterschiede gehen im Belichtungsspielraum eines Films unter!

Das Kapitel wurde neu aufgenommen am 14.02.2014.


4.1
Nützliches Zubehör

 Vorstellung und Erörterung von wichtigem Zubehör

Der Reiz einer von Haus aus eigentlich eher spartanisch ausgerüsteten Gewinde-Leica, wie der Leica IIIc, hängt auch vom dazu beschafften Zubehör ab. Es soll den Gebrauchswert und die Gebrauchsfähigkeit steigern, soll interessant sein und so das Interesse an der Kamera erhöhen. Wo es mir möglich war, habe ich auch die firmeninterne Abkürzung, die Katalognummer und den Herstellungszeitraum genannt. Speziell zum Zubehör unterhält das L-Forum auch ein WIKI.

Orangefilter für Entfernungsmesserfenster OKARO
Der Entfernungsmesser einer Leica funktioniert so: Durch zwei „Schauöffnungen“ wird ein Objekt quasi stereoskopisch betrachtet. Durch Drehen am Objektiv werden doppelten Konturen zu einem Bild zusammengebracht. Bei Deckung dieser Teilbilder ist die Entfernung auf dieses Objekt richtig eingestellt.

Als ich meine jetzige Leica IIIc Sync erstanden hatte, fiel mir sofort die Unzulänglichkeit ihres Entfernungsmesserbildes ins Auge. Die beiden Teilbilder hoben sich bei meiner Kamera nur unwesentlich voneinander ab. Möglich ist, dass im Inneren liegende optische Teile des Entfernungsmessers (Prismen, Spiegel) angelaufen sind, es kann aber auch sein, dass sich ihre Oberfläche irreparabel verändert hat.* Das Problem scheint aber systemimmanent zu sein, denn Leica fertigte schon 1936 einen solchen kontrastverstärkenden Filter, den ORAKO/14057. Laut Kisselbach, Leica-Buch, ist er für die Modelle II bis IIIb bestimmt.

 Kisselbach, Leica-Buch 1955, S. 39

Ich erfuhr vom OKARO, und da mir dieser nicht zur Verfügung stand, machte ich zunächst Versuche mit einem roten Marker, färbte dazu eine der beiden „Schauöffnungen“ rot ein - und siehe da, das Sucherbild verbesserte sich deutlich!

o: das von mir eingefärbte Fenster
    u: Fenster mit original Leica-OKARO

Durch den OKARO werden die Entfernungsmesser-Teilbilder auch farbig differenziert und sind so auch leichter zu unterscheiden. Wie zu erkennen ist, befindet sich der Filter hier auf der von vorne betrachtet rechten Seite der Kamera. Es wird häufig bestritten, dass diese rechte auch die „richtige“ Seite sei. Meine Versuche ergaben insgesamt die besten Ergebnisse mit dem OKARO auf gerade dieser Seite - bei allen Lichtverhältnissen!

Wie hat einmal einer im Leica-Forum so treffend gesagt: „Wer seiner Schraubleica kein ABLON spendiert ist ein Billigheimer“.
Was für ein ABLON recht ist, sollte für ein OKARO billig sein. Ich habe mir bei der nächsten Gelegenheit daher den „Orangefilter für Entfernungsmesserfenster OKARO/14058 gegönnt und bins seither zufrieden!

letzte Erweiterung: 15. Mai 2013
4.2
Sucher zur Leica

Zwar ist die Leica mit dem Standardobjektiv - bei mir ist es ein Summitar 2,0/50 - ein vollwertiger Apparat mit einen eingebauten Sucher für diese Brennweite, doch ist der "recht zierlich" und für andere Brennweiten nicht zu benutzen.
Zu den in Kameras der damaligen Zeit eingebauten Suchern, lasse ich aber besser Ernst Baumann sprechen:
„Vor allem mal mein Liebling, das 35-mm Summaron! Und weiter eine recht lichtstarke Röhre, das 5-cm-Summitar....und vor allem den Universalsucher, ohne den ich sowieso nicht photographieren kann, weil es einfach noch keinen serienmäßig eingebauten Sucher gibt - an keiner Kamera - mit dem man groß und hell, seitenrichtig und in Augenhöhe in wirklich ganz genauem Ausschnitt das Bild sieht. Photographieren tut man nämlich in erster Linie mit dem Sucher, an dem als notwendiges technisches Anhängsel eine Kamera dranhängt.“
aus: Meine Hochzeitsreportage, Ernst Baumann, Photo-Magazin 1951/10/37.
Das Summaron 3,5/35 ist auch mein meistverwendetes Objektiv. Um ein Sucherbild dieser Brennweite zu sehen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten an.
Ich habe mir den Universalsucher VIOOH/12000 (1939) beschafft. Er kann an Brennweiten von 35mm bis 135mm angepasst werden. Jüngere Modelle besitzen ein Gewinde am Objektiv, in das sogar ein 28mm-Vorsatztubus TUVOO/12005 eingeschraubt werden kann.

Ausschnitt der Bedienungsanleitung des VIOOH

Der VIOOH wird, wie auch andere in Frage kommenden Sucher, in den Zubehörschuh geschoben. Zum Parallaxenausgleich kann man ihn mit einem Schwenkhebel neigen. Dazu sind Entfernungsangaben von 1m bis unendlich eingraviert.
Es ist ein umgekehrter Fernrohrsucher, der ein zwar verkleinertes, aber aufrechtes und seitenrichtiges Bild zeigt.
Durch Drehen an dem großen Rändelring lassen sich die Brennweiten 3,5cm - 5,0cm - 7,3cm - 9,0cm und 13,5cm einstellen. Bei der 3,5cm-Einstellung (für 35mm-Objektive) sieht man den maximalen rechteckigen Bildausschnitt, der in den Ecken abgerundet ist. Verändert man dann die Brennweiteneinstellung, so schieben sich von den 4 Seiten scharf begrenzte Blenden zur Mitte hin, die dann einen rechteckigen, der eingestellten Brennweite entsprechenden Bildausschnitt freilassen.

Leica IIIc Sync mit OKARO, Summaron 3,5/35 u. VIOOH


Wie in der Tendenz ja auch bei der M, wird das Sucherbild im Universalsucher mit der Einstellung längerer Brennweiten von Brennweite zu Brennweite zwar immer kleiner, aber sowohl das Bildfeld für das 35mm-Objektiv, als auch das für ein 50mm-Objektiv, sind in ihrer Größe ganz passabel, ja, der VIOOH-Sucher eignet sich für ein 50er-Objektiv besser, als der in der Kamera eingebaute Sucher.
Durch seine erhöhte Anordnung des VIOOH im Sucherschuh ragt ein Objektiv nicht in den Bildausschnitt, auch ermöglicht er, wie ja schon besprochen, einen Parallaxen- und einen Bildfeldschwund*-Ausgleich
Zum Ausgleich des Bildfeldschwundes ist auf dem Einstellring, zusätzlich zu dem „Normalindex“, eine kleinerere Markierung eingraviert, die dann auf die Brennweite eingestellt wird, wenn die Entfernung geringer als 4m beträgt!

----
* Bildfeldschwund: Im Nahbereich wird das Bildfeld kleiner, als es das Sucherbild anzeigt. Es tritt ein ähnlicher Effekt auf, als hätte man eine geringfügig längere Brennweite benutzt

Da im VIOOH bei der Einstellung längerer Brennweiten das Bildfeld immer kleiner wird, bieten sich hierfür Spiegelsucher, z.B. SGVOO/12025 für 90mm u. SHOOC/12030 für !35mm (1951), als die bessere Wahl an.
Mit ihrem großen, hellen, kristallklaren Bild und dem „schwebenden“ Rahmen, der Umfeld sichtbar bleiben lässt, ermöglichen sie eine deutliche Betrachtung des Motivs:


Spiegelsucher
SGVOO/12025 für 90mm u. SHOOC/12030 für !35mm (1951)

SBOOI/12015 für 50mm u. SBLOO/120!0 für 35mm (1951)

Für Sport- und Pressefotografen und für alle, die während sie durch den Sucher sehen, auch noch wissen möchten, was sich außerhalb des anvisierten Bildfeldes abspielt, dient der Rahmensucher ROSOL/12040 (1951) der wahlweise die Bildfelder von 5cm bis 13,5cm anzeigt
Rahmensucher
ROSOL/12040 (1951) für 50 - 85 - 90 - 135mm

Die Abbildungen der Spiegelsucher und des Rahmensuchers sind Kopien aus Kisselbach, Das Leica-Buch, 1. - 10. Tsd., S. 94 u. S. 95.

"Polyfocus-Sucher"
Im Jahre 1949 hat die Fa. Tewe, Berlin-Schöneberg „einen Universalsucher für Kleinbildkameras“ herausgebracht, der auch für die Leica geeignet ist. Sie bezeichnet ihn 1951 in einer Anzeige als Polyfocus-Sucher, als "Universalsucher nach Gummilinsen-System, für alle Objektivbrennweiten von 28 mm bis 200 mm".
Text aus einer Anzeige in Emmermann und Neumann, Leica-Technik, S.338.

Der Tewe-Sucher ist wahrscheinlich vielen von einem Foto von Andreas Feiniger her bekannt, der eine Person abgelichtet hat, die mit einer Leica IIIx mit einen Tewe-Sucher im Zubehörschuh fotografiert.

Teile dieses Bildes zieren das Buch Andreas Feiningers Große Fotolehre, das bei Heyne erschienen ist.

                                  Photo Magazin Juli 1949, S. 64

Link zu einer Rezension dieses Buches.

Ich hatte auf einer Fotobörse Gelegenheit, durch den Tewe-Sucher zu schauen. Er war nicht frei von Überstrahlungen und lieferte so m.E. ein schlechteres Bild als der Universalsucher von Leica.


4.3
Selbstauslöser
Der Selbstauslöser, auch Vorlaufwerk genannt, dient nicht nur dazu, selbst aufs Bild zu kommen, er ist auch besonders nützlich, wenn es gilt, z.B. bei langen Zeiten erschütterungsfrei auszulösen.

Kisselbach schrieb in der 1. Auflage seines Leica-Buchs 1955 (!):
„Das Vorlaufwerk, der eingebaute Selbstauslöser
Neuerdings wird das Modell IIIf mit eingebautem Vorlaufwerk geliefert. In Leicas Modell IIIc und IIIf ab Nr. 425 000 kann dieses auch nachträglich eingebaut werden...“

Als die Leica IIIf 1950 vorgestellt wurde, hatte das neue Modell nämlich noch kein Vorlaufwerk. Neu hinzugekommen waren die Blitzsynchronisation und die Filmmerkscheibe.

Wie Kissenbach oben vermerkt, konnte der Selbstauslöser nachträglich eingebaut werden.
Alternativen dazu waren der externe Selbstauslöser APDOO, ein spezieller Autoknips mit Leica-Glocke oder ein normaler Autoknips, der über einen Drahtauslöseradapter eingesetzt wurde.

 Leica IIIc Sync mit aufgesetztem APDOO, davor: zugeh. Lederetui
(ASCOO = APDOO im Lederetui)


Drahtauslöser-Adapter

 
Drahtauslöser mit Leica-Glocke


Kurzer Drahtauslöser an Drahtauslöseradapter, Autoknips

 

4.4
Filter für SW und deren Wirkung

Filter haben zwar heute, wo SW-Filme panchromatisch sensibilisiert, d.h. für alle Farben empfindlich, in der SW-Fotografie nicht mehr die Bedeutung wie in früheren Zeiten, in denen die Filme fast "farbenblind" waren und ihre Empfindlichkeit nur von Ultraviolett bis Blau reichte. Trotzdem geben auch heutige SW-Filme Blau etwas heller, Gelb- und Rottöne etwas dunkler wieder, als zu erwarten wäre.

Grundsätzlich bewirken Filter im SW-Positiv, dass die Eigenfarbe etwas heller, die Komplementärfarbe etwas dunkler wiedergegeben wird. Sie ermöglichen uns so, die "Abstufung in einem Bild" zu verändern, noch "augenrichtiger" anzupassen oder Kontraste deutlich zu betonen!

Gelbfilter sorgen dafür, dass Blautöne etwas dunkler, Gelb und Rot etwas heller wiedergegeben werden.

Ein Gelbgrünfilter (oder auch ein Grünfilter) gibt zusätzlich Grüntöne heller wieder, ohne Rot im gleichen Maße aufzuhellen. Er sorgt zwar dafür, dass das Himmelblau dunkler, die Gesichtsfarbe von Personen aber weniger blass erscheint. Das sind erwünschte Eigenschaften und so ist es der Filter meiner Wahl!

Eine Reihe von Objektiven haben Aufsteckfilter, z.B. das Hektor 6,3/28, das Summaron 5,6/28, das Elmar 3,5/35, das Summaron 3,5/35 sowie das Elmar 4/90 mit Filterfassung A36:

Grünfilter FIPOS, A36

Die Aufsteckfilter wurden erst später von Einschraubfiltern, z.B. von solchen mit dem Gewinde E39 abgelöst.

Das E39-Einschraubgewinde wurde zu einer Art Standard-Filtergewinde!

Das Summitar hat ein nicht mehr gebräuchliches Filtergewinde (E 36). Dieses Gewinde liegt zudem recht tief, unmittelbar vor der Frontlinse. 

Für das Summitar braucht man einen speziellen...

Übergangsring nach E 39, den SNHOO
 
SNHOO liest sich kopfstehend OOHNS ;-))

Beim SNOOH befindet sich zwischen beiden Gewinden ein etwa 4mm langer, konusförmiger Abstand.
Um E39-Schraubfilter anschließen zu können, wird sich ein herkömmlicher Filteradapter nicht eignen, denn da beginnt das kleinere Gewinde direkt im Anschluss an das größere.

 
 Filtergewinde

Dass es sich dabei tatsächlich um ein Filtergewinde handelt, entnehme ich der Textpassage "Einige frühe Schraubfilter wurden in den Befestigungsring der Frontlinse statt in den äußeren Ring der Objektivfassung geschraubt." Laney, Cameras Zubehör, S. 98: Filter

Mittlerweile wurden im Leicaforum auch Bilder eingestellt, die diese Filter mit zugehörigen Objektiven zeigen. Siehe z.B. unter dem Thema "Wissenswertes im Umgang mit den Gewinde-Leicas" die Antwort #85.
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Beispiele für die Filterwirkung bei Schwarzweiß
Von einem Rhododendron wurde je eine SW-Aufnahme mit Grünfilter, eine andere mit Rotfilter und eine dritte mit Farbfilm gemacht:


Es ist schon beeindruckend, was Filter bei SW bewirken können. Bei Farbe habe ich auch in der Vergangenheit außer einem Polfilter nie ein Filter gebraucht. Bei SW-Aufnahmen waren es Grünfilter oder zur Verstärkung der Wolken auch schon mal ein Orangefilter!

Was aber der Grünfilter aus der rosa Rhododendronblüte macht, ist schon beinahe erschreckend: die farbliche Unterscheidung zwischen Blüte und Blatt wird fast unmöglich gemacht - und zeigt, dass man ein Farbfilter bewusst einsetzen muss, und dass er nicht als bloßer Linsenschutz dauernd auf dem Objektiv sitzen darf!
Es ist schon klar zu sehen, dass das "Rhododendron-Wirrwarr" trotz Verwendung eines geeigneten Filters kein gescheites Motiv für eine SW-Aufnahme darstellt. Dafür ist die folgende Landschaft, besonders wegen des recht eindrucksvollen Wolkenhimmels schon eher geeignet:

Schloss Oranienstein von Aull aus betrachtet

PS: Natürlich hätte man durch eine halbwegs fachgemäße digitale Bildbearbeitung auch den Himmel der Farbaufnahme "attraktiver" herrichten können!


4.5
Nahaufnahme-Zubehör

Noch weniger als die Messsucherkamera M ist eine Schraubleica von Haus aus für Nahaufnahmen, noch viel weniger für den Makrobereich geeignet. Das ist und bleibt die Domäne einer Spiegelreflex! Die Entfernungseinstellung endet bei vielen der Objektive bei einer Untergrenze von 1m. Zur Abhilfe muss Nahaufnahme-Zubehör her!

Vorsatzlinsen
Aufnahmen auf eine kürzere Entfernung ermöglicht das Vorsetzen (Aufstecken/Aufschrauben) einer positiven Linse vor das Objektiv, die Verwendung von Vorsatz- oder Nahlinsen. Lt. Laney wurden von Leica schon seit mindestens 1928 Vorsatzlinsen angeboten.

Vorsatzlinsen verändern die Brennweite des verwendeten Objektivs dadurch, dass sich die Brechungskräfte von Objektiv und Vorsatzlinse addieren und sich so eine kürzere „Gesamt-Brennweite“ ergibt. Man kann näher an das Objekt heran. 
Vgl. Heinrich Freytag, Knaurs Foto- und Filmbuch, 1955

Einfache Vorsatzlinsen sind relativ preiswert, verlangen auch keine Korrektur der Belichtungswerte, beeinträchtigen aber im Gegensatz zu mehrlinsigen Systemen, den Achromaten, die Korrektur des Objektivs. Es ist bei der Verwendung von Nahlinsen ratsam, nicht nur zur Erhöhung der Schärfentiefe, das Objektiv auf mindestens 5,6 abzublenden.
Hinderlich blieb aber die bei allen Sucherkameras auftretende Verschiebung von Sucherbild und dem fotografierten Ausschnitt, die sogenannte Parallaxe. Je mehr wir uns dem Motiv nähern, desto größer wird diese Verschiebung!

Spiegelreflex-Kästen 
Spiegelreflexkameras zeigen das, was nachher auf den Film kommt. Leitz bot schon 1935 den Spiegelreflexansatz PLOOT  und ab 1951 das Visoflex I-System an, um diesbezügliche Nachteile einer Sucherkamera im Bedarfsfalle auszugleichen.

 Visoflex I-System

Um die Einstellentfernung variieren zu können, bedient man sich Zwischenringen und Zwischenringen mit eingebautem Schneckengang.
Zum Visoflex I-System kam 1951 noch ein Balgengerät, das Universal-Balgeneinstellgerät I hinzu.

Tipp:
Beim Einsatz der Schraubleica am Visoflex kann man oft die Beobachtung machen, dass ein Foto nicht gerade ausfällt, da sich die Kamera nicht exakt ausrichten lässt. Für dieses Problem bietet Kisselbach in seinem Leica-Buch eine Lösung an, die man der folgenden Abbildung entnehmen kann:

aus Kisselbach, Das Leica-Buch, 1955, S. 76

Naheinstellgeräte 
Eine andere Möglichkeit für Nahaufnahmen mit der Schraubleica bieten Naheinstellungs-Einrichtungen. Es sind „handliche“ Geräte, die die Naheinstellgrenze des 5 cm-Standardobjektivs bis auf eine Objektentfernung kleiner 50 cm herabsetzen.
Man erreicht das durch einen Tubus, der zwischen Gehäuse und Objektiv kommt, eine Art „Zwischenring mit eingebautem Schneckengang“, den Leitz "Zwischenschnecke" nennt
Man erkennt "vor der Eintrittsöffnung des Entfernungsmessers einen rundgefaßten Glaskeil, der die vom Objekt kommenden Strahlen ablenkt. Ferner trägt diese Zwischenschnecke eine automatisch gesteuerte Blende, die vor dem Sucher steht und zugleich durch eine sinnreiche Einrichtung die Sucherparallaxe ausgleicht. Gleichzeitig berücksichtigt diese Blende auch den immer bei Nahaufnahmen eintretenden Bildfeldschwund."
aus Leica HANDBUCH GROSSAUSGABE, Franz Vith, 33. - 37. Tausend, S. 289

Summitar mit  Naheinstellgerät NOOKY-HESUM an Leica IIIc Sync

Ein bekannter Vertreter der Leica-Nahgeräte ist das NOOKY, das für das 5cm-Elmar schon ab 1935 gebaut wurde. Während SOOKY (ab 1954) als Nahgerät für das neue, versenkbare 5cm-Summicron dient, ist das nachfolgend abgebildete NOOKY-HESUM, wie seine Namenszusammensetzung verrät, für das 5cm-Hektor sowie das 5cm-Summar vorgesehen, erhielt aber 1939, nach dem Erscheinen des Summitar, zusätzlich dessen Bezeichnung innen in den Ring graviert.

Optisches Naheinstellgerät NOOKY-HESUM

Außen wurden dann noch Verhältnisangaben 1:17,5 bis 1:6,5 eingraviert, so dass an einer Strichmarkierung der jeweils eingestellte Abbildungsmaßstab abgelesen werden kann.
Der nachfolgenden Tabelle kann man die vom jeweiligen Abbildungsmaßstab abhängenden Bezugsgrößen für das NOOKY, das NOOKY-HESUM und das SOOKY entnehmen:

Theo Kisselbach, Leica-Buch, 1. - 10. Tausend, 1955, S. 18

Da weder auf dem Nooky noch in der Kisselbachschen Tabelle eine Entfernungsangabe gemacht wird, muss man sich die betreffenden Werte selbst errechnen.

Abbildungsmaßstab, Objektgröße, Entfernung e*
Bildschirm-Ausdruck meiner Kalkulationstabelle

Nahgerät 1:1
Schon vor den Naheinstellgeräten hatte Leitz „Fixfokus“-Einrichtungen für feste Abbildungsmaßstäbe gebaut.
Es gibt drei verschiedene, jeweils für ein bestimmtes Objektiv bestimmte Ausführungen, wie das BEINS (1931), das für ein 3,5cm-Elmar, das abgebildete BELUN (1933-1958), das zum Einsatz eines 5cm-Elmar bestimmt ist und für das Summar und Summitar das BELUN-HESUM.

Im folgenden Beispiel sieht man das BELUN mit ElmarDie Bodenplatte hat eine feste Aussparung von 24x36,mm, es werden also Objekte der Größe 24mm x 36mm in natürlicher Größe auf dem Film abgebildet. 

BELUN mit Elmar

Abb. 136,  Leica-Technik, Emmermann/Neumann, S. 296

Die Handhabung ist einfach:
Ein Zwischenring stellt den Abstand des Objektivs von der Filmebene her. Das Objektiv ist ausgezogen und auf unendlich eingestellt. Das Stativ mit Grundplatte wird mittels Klemmring am Objektiv befestigt. Man setzt das BELUN mit der "fixierten" Kamera jetzt über den Gegenstand. Da die Entfernung ja festgelegt ist, braucht lediglich die Blendeneinstellung beachtet zu werden. Wegen der in diesem Bereich sehr geringen Schärfentiefe, ist nicht nur ausreichend abzublenden, mindestens auf Blende 8 oder 11, es sollte auch beachtet werden, dass die Schärfenebene am Fuße der Grundplatte liegt. Eine Briefmarke lässt sich so gut fotografieren, aber bei einer Münze läge die Schärfentiefe schon recht ungünstig. Hier sollte man die Grundplatte beispielsweise mit Pappestückchen in Münzstärke unterfüttern.
Die gemessene Belichtungszeit ist zu vervierfachen!
Vgl. Leica-Technik, 67. - 74. Tausend, Emmermann/Neumann, S. 296.


Wenn auch eine Spiegelreflexkamera ein Vielfaches an Möglichkeiten gegenüber einer Sucherkamera und erst recht gegenüber einer Gewinde-Leica bietet, macht es einfach Spaß, unterstützt durch geeignetes Zubehör, mit einer von Haus aus so spartanisch anmutenden Kamera fotografische Herausforderungen zu meistern; denn - 
Wer möchte immer nur gerade Wege gehen, wo doch in den Abweichungen die Musik liegt! Und was habe ich einen Spaß mit der M am Visoflex oder am "Stäbchengerät", dem Nahgerät für Leica M:
 
"Stäbchengerät" BOWUM/16526 (1956-1976) für M-Kameras

Ein ähnliches Gerät ist das BOOWU/16525 (1952-1962), das "Stäbchengerät" für die Gewinde-Leica. Es besteht aus 3 Objektiv-Zwischenringen und vier ausziehbaren Beinen und ermöglicht feste Maßstäbe für die Papiergrößen A6, A5 und A4 mit 50mm-Objektiven.
---

*Abbildungsverhältnis und Objektentfernung bei Nahaufnahmen
(ausführliche Erörterung)
Aufgabe:
Wie weit muss die Kamera mit Normalobjektiv und Nooky vom Objekt entfernt sein, damit ein Bild der Größe 24cm x 36cm, also ein Bild im Abbildungsmaßstab von 1:10 resultiert?

Am NOOKY befinden sich, wie oben angemerkt, Markierungen für den Abbildungsmaßstab. Leider fehlt aber eine Angabe zur Entfernungseinstellung.

Kisselbach meint im Leica-Buch, 1955, S. 270:  „Meist werden diese Angaben (Entfernung u.a.) in Tabellenform geliefert. Es ist aber sehr einfach, sie (die Entfernung) selbst zu errechnen*. Ausgangspunkt ist das Abbildungsverhältnis, das heißt, in welchem Verhältnis das aufzunehmende Objekt zum Leicaformat 24 x 36 mm steht."

Er gibt dazu grundlegende Formeln an, so dass eine Berechnung möglich wird.

Wie groß ist die Gegenstandsweite (g) ,  wie groß die Bildweite (b) und wie groß die Entfernung (e)?

Verwendete Größen und Formeln:

f= Brennweite
b=Bildweite (Distanz zwischen "Hauptebene des Objektivs" und der Bildebenebene (Film/Sensor))
g=Gegenstandsweite (Distanz zwischen "Hauptebene des Objektivs" und Gegenstandsebene)
e=Aufnahmeentfernung
G=Gegenstand
B=Bild

Linsengleichung                                          1 : f = 1 : b  + 1 : g

Abbildungsmaßstab                                         A = B/G = b/g

Aufnahmeentfernung                                    e = g + b

Die Gegenstandsweite g - entspricht der Brennweite ergänzt um den Quotient aus Brennweite und Abbildungsmaßstab.

Die Bildweite b - entspricht  der Brennweite ergänzt um die Auszugsverlängerung. Letztere entspricht „immer dem Wert der Verkleinerung bzw. der Vergrößerung“. Die Verkleinerung beträgt in diesem Falle also 1/10 der Brennweite.

Der Kameraabstand, die Entfernung, ist gleich der Gegenstandsweite (Abstand vom Objekt bis zum Hauptpunkt des Objektivs) plus der Bildweite (Abstand vom Film bis zum Hauptpunkt des Objektivs).

Es gilt:
Brennweite f = 5cm
Bildweite b = Brennweite + Brennweite x Abbildungsmaßstab                b = f + f x A
Gegenstandsweite g = Brennweite + Brennweite : Abbildungsmaßstab    g = f + f : A
Entfernung e = Gegenstandsweite + Bildweite                                      e = g + b

e = f+f/A+f+f*A 
e = f*(2+1/A+A)

In die Formel eingesetzt: e (cm) = 5 (2+1:1/10 + 1/10)      =>  e = 60,5 cm

Ergebnis:  
Die Kamera muss im Abstand von 60,5cm ausgelöst werden, wenn man ein 
Objektfeld von 24cm x 36cm fotografieren möchte.

Alle ermittelten Werte in Tabellenform
 
Bildschirm-Ausdruck meiner Kalkulationstabelle


4.6
Gegenlichtblenden - Streulichtblenden

Keine Aufnahme ohne Gegenlichtblende!
Das gilt besonders für ältere Objektive, mit einer im Vergleich zu heute eher wenig wirksamen Vergütung und nicht mehr ganz "sauberen" und klaren Linsen und Linsenverbänden.
Die Aufgabe von Gegenlichtblenden ist es, nicht zum Bildaufbau benötigtes Licht vom Objektiv fernzuhalten. Eine Verschleierung des Bildes durch Streulicht wird vermindert, der Kontrast einer Aufnahme gesteigert, Farben erscheinen brillianter.

Eigentlich wäre die Bezeichnung Streulichtblende oder noch treffender Seitenlichtblende sinnmachend, aber landläufig liest und spricht man von der Gegenlicht- oder von der Sonnenblende.
Also, was solls? Ich nenne dieses wichtige Zubehör im Folgenden kurz Geli!

Eine Geli ist um so wirksamer, je besser ihre Form an den Bildwinkel eines Objektivs angepasst ist. Wird beispielsweise eine für ein Normalobjektiv „gerechnete“ Geli auf ein Weitwinkelobjektiv gesetzt, kommt es zu einer Vignettierung - die Bildecken werden abgeschattet. Für ein Teleobjektiv würde sie zu wenig von dem Streulicht abhalten. Da sich Bildwinkel bekanntlicher Weise auch mit der Entfernung, auf die das Objektiv eingestellt ist, ändert (im Nahbereich ist der Winkel ja enger - „teliger“), muss sie für das auf unendlich eingestellte Objektiv ausgelegt sein!

Für jedes Objektiv wird eine spezielle Gegenlichtblende gebraucht, aber allzu eng sollte man das auch wieder nicht sehen. So hat Leica zwar im Laufe der Zeit eine große Menge spezieller Gegenlichtblenden angeboten, ein paar davon werden aber z.B. - als gleichzeitig für 35- und 50mm-Objektive geeignet deklariert (z.B. ITDOO, IROOA und 12585).

Prinzipiell bin ich der Auffassung, dass jedem Objektiv eine eigene, gut passende Geli zu gönnen ist, denn wer hat schon Lust, beim Objektivwechsel auch noch die Gegenlichtblende, von einem auf ein anderes Objektiv zu verfrachten?

Für das „lichtstarke“ Summitar f = 5cm 1:2 wurde eigens eine Geli namens SOOPD (1949) angeboten.
SOOPD ist der nachfolgend abgebildeten SOOFM (1954) ähnlich, ist aber exakt an mein zeitgenössiges Summitar (1948) angepasst.

SOOFM die 'Scheunentor' genannte Geli für das Summitar (Foto Claus Lambrecht)

Durch ihre eckige Form sind diese zusammenfaltbaren Gelis sehr effektiv und schatten weder Sucher- noch Entfernungsmesser-Ausblick der Kamera wesentlich ab. Wegen der Form, die dem Bildformat entspricht, müssen sie natürlich am Objektiv ausgerichtet angebracht werden. 
In zusammengelegtem Zustand nehmen SOOPD und SOOFM geringsten Raum ein und passen in jede Hemd- oder Hosentasche.

Für Sammler und Puristen sind diese Gelis ein Muss. Wegen ihres etwas dominanten, skurrilen Aussehens an der zierlichen Gewindeleica, nenne ich SOOPD und SOOFM FRANKEN-GELIS, in Anlehnung an die Bezeichnung, die man dem Universalsucher für das Wide-Angle-Tri-Elmar (WATE) ob seines gewöhnungsbedürftigen Aussehens gab.

Am Summitar verwende ich eine hervorragend verarbeitete Metall-Gegenlichtblende aus Fernost. Sie trägt ‘sinniger Weise’ den Aufdruck „FOR LEICA LensHood 39mm“, da sie mit einem in der Vergangenheit beinahe zum Leica-Standard gewordenen Einschraubgewinde E 39 versehen ist.

Metall-Gegenlichtblende aus Fernost vor einem Grünfilter am Summitar

Trotz ausreichender Dimensionierung für lichtstarke 50-mm-Objektive wie Summitar oder Summicron, ja sogar für das 35er Summaron, wie ich später feststellen konnte (siehe unten!), hält diese Einschraub-Geli durch rundum angebrachte Durchbrüche das Sucherbild der Schraubleica größtmöglich frei.

Für das Elmar f = 9cm 1:4 habe ich die ‘Variable Gegenlichtblende’ FIKUS/12530 (1933-1965). 
Es gibt davon unterschiedliche Exemplare. Laut Laney, Cameras Zubehör, S. 108, versah man diese Gelis im Laufe der Jahre mit unterschiedlichen Prägungen. Meine FIKUS hat die Prägungen Elmar - 5 - 9 - 13,5 - cm.


FIKUS am Elmar f:4/90 auf 9 cm eingestellt

Auf dem abgebildeten FIKUS stehen neben der Aufschrift 'Elmar' lediglich die Skalenwerte 5 - 9 -13,5 cm. Jedoch lässt sich nach der Markierung '5' die Blende noch weiter hineinschieben.
Mein Verkäufer versicherte mir, dass dieser FIKUS im eingefahrenen Zustand auch für ein 35er Summaron geeignet sei.

Bei Aufnahmen mit dem Summaron f = 3,5cm 1:3,5 ist mir ohne Geli bisher, wenn überhaupt, nur eine minimale Streulichteinwirkung aufgefallen. Das Objektiv hat neben einer verhältnismäßig kleinen, weit zurückliegenden Frontlinse, einen noch recht klar erscheinenden Linsenverband. Außerdem schirme ich nach Möglichkeit bei Seitenlicht mit der Hand den Frontbereich ab. Doch spätestens dann, wenn man einen Filter benutzen möchte - ich habe bei SW-Aufnahmen in der Regel einen Gelbgrün- oder einen Grünfilter, neuerdings auch einen Orangefilter in Verwendung - wird es wegen der dann weit vorne liegenden Glasfläche des Filters ohne Streulichtschutz problematisch!

Resultat: Ich musste leider eine deutliche Vignettierung feststellen. Zumindest meine Ausführung des FIKUS ist für die Verwendung am Summaron ungeeignet!

Was nun?
Es folgten Versuche mit dem Zwischenring SOOGZ am Summaron 3,5 cm. SOOGZ ist ein Adapter zur Nutzung von E39-Schraubgewinde-Filtern an 36mm-Objektiven. Er wird mittels Klemmring per Rändelmutter am Objektiv befestigt. Vorne hat er ein E39er Gewinde. Natürlich kann man daran auch eine Einschraub-Geli anbringen.

Ich habe Versuche mit unterschiedlichen Kombinationen gemacht:

Grünfilter FIPOS und SOOGZ als "Geli" am Summaron

Grünfilter FIPOS und auf SOOGZ aufgesetzte "Geli" am Summaron

Fazit: Der Zwischenring SOOGZ alleine stellt schon wegen seines nach vorne ausgerichteten Tubus einen gewissen Streulichtschutz dar. Ohne dass es zu Vignettierungen kommt, ist es sogar möglich, einen Farbfilter am Summaron zu verwenden auf den die Einschraub-Streulichtblende befestigt wurde!


4.7
Bereitschaftstaschen und Etuis

Warum sehen die Exakta Varex, die Contax, die Rollei, die Minox, die Leica IIIc, die Leica M2 und wie sie alle heißen, eigentlich noch so gut aus? Vielleicht sogar noch besser aus, als meine Leica M8, jedenfalls unter Berücksichtigung ihres Alters!
Waren damals die Chromschichten fester, beständiger, weil es kaum Umweltauflagen gab wie heute?

Aber sicher ist: Alle Vorbesitzer waren „Handschuh-Schneeballer“ und schützten ihr wertvolles Gerät in einer Bereitschaftstasche. Ihre Filter, Belis und Stative in einem meist aus stabilem Leder hergestellten Etui.


Doch heutzutage, wo aus Tollerei schon mal einer mit dem Bodendeckel einer Leica eine Bierflasche öffnet, zählt das alles nicht mehr:
Patina ist angesagt!

Es gilt nicht zu zeigen, dass der Besitzer seine Kamera schätzt, sondern dass er sie benutzt, und wenn auch schon mal mit einem Lösungsmittel oder sogar mit Schleifpapier nachgeholfen werden muss, die Kanten müssen raus!


Und folgerichtig bringt die Fa. Leica für sündhaft teures Geld M9nen heraus, die mit Tauchlack eingefärbt scheinen und schon manchmal im Laden alt aussehen:


So stand das gute Stück über längere Zeit in einem Fachgeschäft

Aber dann kommt zur rechten Zeit auf neudeutsch gesagt ein Upgrade mit besser ausstaffierten Teilen. Man nennt es P wie professional, und lässt sich dieses „Wunderwerk“ um noch einiges teurer bezahlen!

Damals wusste man bei Leitz und diversen Zubehörfirmen, was man seinen geschätzten Kunden für ihr gutes Geld schuldig war.
Leica, denke um!
Werde Deinem guten Ruf gerecht: Mach deine Produkte wieder preiswerter und trotzdem wertbeständiger. Auch eine digitale M schätzt man und will sie ein paar Jahre nutzen, auch der Nachbesitzer noch!

Bereitschaftstaschen garantieren unbestritten für die Kamera höchsten Schutz!
Leider "schützen" sie aber auch sehr vor dem berechtigten „Zugriff“ durch den Benutzer. Weil man damit „bereiter“ ist und trotzdem schützt, habe ich meine Kamera für den Einsatz in eine lederner Hülle, ein sogenanntes „Halfcase“ gesteckt:

Halfcase
Solch ein „Lederröckchen“ gibt es aus Italien und preiswert aus China

Kameratasche - Fototasche - Systemtasche
So ein Halfcase ist für den direkten Fotoeinsatz gut geeignet: Man kann mal einen unsauberen Tisch, eine rauhe Hauswand, einen Felsen oder den nackten Erdboden als „Stativ“ benutzen. Auch kann man sie am Körper tragen, ohne dass sie durch einen Reißverschluss oder eine metallene Gürtelschnalle gleich verkratzt wird.

Aber wohin mit der Kamera bei Regen, wohin mit umfangreicherem Zubehör?
Da muss eine Kameratasche her, die all das aufnimmt.

Wie man sehen kann, reicht der Platz in meiner Tasche für die kleine, feine Kamera Leica IIIc, sogar mit aufgepflanztem Universalsucher.
Zwei Objektive, ein Handbelichtungsmesser, der Drahtauslöser (mit Leica-Glocke), der Selbstauslöser, der Universalsucher (hier das leere Etui), mindestens 2 Filme und es ist sogar noch Platz für einen Blitz mit Diffusor.
Ein Extrafach vorne nimmt ein Portemonnaie, den Pass, den Führerschein und ein Handy auf!

 Kameratasche, unbekanntes Fabrikat
Und wer sie trägt, sieht auch noch gut damit aus (sogar die Frau ):

Eigentlich kleidet sie jeden!

Das Fabrikat der Tasche ist unbekannt, die Herstellerfirma wahrscheinlich längst erloschen...
Woher so etwas kriegen, ist da die Frage? Ich hatte das Glück und habe sie für einen Spottpreis ersteigert.

Viel Glück bei der Suche nach etwas ähnlichem!


5
Blitzen mit der Schraubleica

„Blitzen mit ner Leica ist nur etwas für Regenschirmverwender.“ So cool kann man heute schwätzen!
Es gibt die Möglichkeit sich lichtstarke Objektive kaufen zu können und man kann hochlichtempfindliche Filme erwerben, die mit feinerem Korn arbeiten, als der Standardfilm von damals, ein Film mit 17/10° DIN (heutige Bezeichnung: ISO 40/17°).

Emmermann spricht im Buch Leica-Technik von „den zur Zeit höchstempfindlichen Emulsionen“, für die etwa 21/10° DIN (ISO 100/21°) angegeben würden (Emmermann, Leica-Technik, S. 47). Möglich ist allerdings, dass die Empfindlichkeitsangaben damals anderen Normen unterlagen und in Wirklichkeit etwas höher als heute anzusiedeln sind.

Jedenfalls war man damals häufiger als heute auf die Verwendung eines Stativs oder künstliche Lichtquellen angewiesen. Infrage kamen da FotolampenBlitzpulver, sogenannte Vakublitze und erst allmählich „Hochspannungsblitzgeräte“. Gemeint waren damit unförmig große und schwere Elektronenblitzgeräte mit Bleiakku!

Blitzen mit "Blitzpulver"
„Heute hat das Blitzlicht viel von seinen früheren schlechten Eigenschaften verloren. Vor allem kann man sich über eine starke Rauchentwicklung nicht mehr beklagen, zumal gute Blitzlichtgemische sehr lichtstark sind und daher nur in kleinen Mengen abgebrannt werden müssen.
Wenn Blitzlicht mehr sein soll als der Helfer in der Not bei Aufnahmen von Familienfestlichkeiten, kommt man mit der Luntenzündung nicht aus,...“, siehe Das BlitzlichtCurt Emmermann, Leica-Technik, 67.-74. Tsd, 1951, S. 105.

Das ganze Zubehör zu einer solchen Prozedur wie z.B. unkonfektioniertes Blitzpulver, das auf einer Art Metallschaufel verbrannt werden musste, ist hier dargestellt. Zum Größenvergleich wurde eine 1€-Münze dazugelegt:

Urheber: Original uploader was Conejo de at de.wikipedia
Genehmigung: CC-BY-SA-2.0-DE

- Schilderung meines Freundes Erich Feller, eines Zeitzeugen, der sogar selbst agierte:
 „Ich habe als Lehrling mit meiner ersten Kamera, einer Franka Solida 6x6, meine Familie im abgedunkelten Raum geknipst. Magnesiumpulver auf eine Tasse geschüttet, selbstgemachte Zündschnur (Salpeter in Wasser gelöst, Wollfaden rein, getrocknet, 10cm abgeschnitten, fertig) und Blitz.
Ich habe das alte Bild mit dem Pulverblitz noch mal ausgegraben, aus einem Album fotografiert, das muß 1950 oder 51 gewesen sein. Meine Eltern, mein jüngerer Bruder und ich, alle mit unserem "Sonntagsstaat", saßen 10 Sekunden lang wie die Ölgötzen und ich starrte auf die Zündschnur, daß die auf jeden Fall noch brannte.

Alle warten auf das „Feuerwerk“, den Magnesiumblitz

Interessant die Schatten unserer Köpfe ziemlich versetzt, ich hatte das Tischchen mit dem Blitz ziemlich abseits von der Kamera auf dem Stativ gestellt wegen der Stichflamme.“

Blitzbirnchen und Fotolampen waren zur damaligen Zeit sehr teuer, so dass man noch bis in die 1960er Jahre mit Blitzpulver operierte.

- Ich habe es auch noch miterlebt
"... damals in den 50er Jahren, wenn die gesamte Familie bei Oma und Opa an Feiertagen beisammen war, und kann mich noch schwach daran erinnern, wenn Vater ein Papierbeutelchen an einer Gardinenstange über der Marmorfensterbank befestigte. Unten war ein Streifen Papier als Lunte angebracht. Dann befestigte er seine Voigtländer Bessa auf einem Stativ, stellte sie ein, dirigierte die Personen in die richtige Position, löschte das Licht und entzündete das Pulver. Es folgte ein tagheller Lichtblitz!
Es war ein schaurig seltenes Abenteuer und zudem war es beim „Blitzen“ stockfinster. Kein Wunder, dass alle mit aufgerissenen Augen, übergroßer Pupille starrblickend auf den Bildern erscheinen."

Die Bessa meines Vaters, die 1929 auf den Markt kam und
mit ihm die Wirren des Krieges unbeschadet überstanden hat.

Es bedurfte keiner Synchronisation der Kamera. Die Rolläden wurden geschlossen, das Licht gelöscht, die Kamera auf "T" oder "Z" gestellt und ausgelöst. Jetzt wurde das Blitzpulver entzündet.
Das gemutet einem alles an, wie aus einer gänzlich anderen Welt! Die Bessa war wie viele Kameras der damaligen Zeit eh nicht synchronisiert, auch nicht die Leica IIIc.

Synchronisiert waren erst die Leicas ab IIIf, wie man der "Meldung aus der Industrie" im Photo Magazin 1950/12/73 entnehmen kann:


Die Ankündigung von Umbaumöglichkeiten bzw. nachträglicher Synchronisation durch „aufschraubbare Kontaktgeber“ folgt im gleichen Artikel:

Blitzsynchronisation damals...
Die synchronisierten Gewinde-Leicas haben nur eine einzige Kontaktbuchse für den Blitzanschluss im Gegensatz z.B. zur Leica M3, die deren zwei hat, nämlich eine für Lampenblitzgeräte, die andere für den Elektronenblitz. Diese Kontaktbuchse, die Kisselbach Kontaktnippel nennt, befindet sich hinten, rechts neben dem Suchereinblick. Unter dem Kurzzeitknopf befindet sich eine einstellbare Kontaktscheibe.

 

Meine Leica IIIc wurde irgendwann einmal zu einer Leica IIIf umgebaut, ist also nachträglich synchronisiert worden. Ich nenne sie daher Leica IIIc Sync.
Da ich kein „Vitrinist“ bin, kann ich froh darüber sein, auch wenn das Puristen anders sehen:
Ich brauch keinen komplizierten „aufschraubbaren Kontaktgeber“ mitzuschleppen, wenn ich doch einmal blitzen können möchte! :-)

Wie wichtige "Einrichtungen" für das Blitzen aussehen, sieht man auf der Rückseite meiner IIIc Sync. Die betreffenden Stellen habe ich markiert:

x ist die Kontaktbuchse für den Blitzanschluss, an die man einen Blitz per Kabel anschließt.
y zeigt auf die Kontaktzahl, auf die die Kontaktscheibe bei meiner Kamera einzustellen ist, damit Elektronenblitze im richtigen Moment gezündet werden.
z zeigt auf die eingestellte kürzeste Zeit, die beim Blitzen mit Elektronenblitz verwendet werden kann.
Bei Kontaktzahl 2 ist meine Kamera für Elektronenblitzgeräte richtig eingestellt. Das ist nicht bei allen synchronisierten Schraubleicas gleich: Diese Kamera hat schwarze Kontaktzahlen und als kürzeste Synchronzeit für E-Blitz die 1/30s. Weitere Zeiten und Einstellungsmöglichkeiten entnehme man dem unten dargestellten "Zusammenschnitt aus Kisselbach, Das Leica-Buch (1955)".

Im folgenden Bild sieht man, dass ich unterhalb der Kontaktzahl 2 einen roten Punkt als Gedächtnisstütze angebracht habe (mit Nagellack, denn der lässt sich ggf. wieder leicht entfernen).

Synchronzahl 2 für Elektronenblitze

Schlitzverschlüsse, wie ihn die Gewinde-Leicas und auch die Messsucherleicas haben, lassen eine Elektronenblitzsynchronisation nur für die Belichtungszeiten zu, bei denen während des Verschlussablaufs das Bildfenster vollständig freigegeben ist. Genau dann muss der Blitz gezündet werden.
Wie man auf dem nachfolgenden Bild sieht, unterscheiden sich die kürzesten Zeiten, bei denen noch geblitzt werden kann, bei den einzelnen Fabrikationsnummern der Gewindeleicas. Nur bei der Leica IIIf  mit rot markierten Kontaktzahlen (und der später hergestellten Leica IIIg, auf die ich hier nicht eingehe), beträgt sie, wie auch bei der M, 1/50s. Die frühe Leica IIIf  hatte schwarze Kontaktzahlen und ließ eine Elektronenblitz-Synchronisation nur bis 1/30 zu, ebenso meine Leica IIIc Sync, die auch schwarze Kontaktzahlen hat. Ich habe die Kontaktzahlen für diese Kameras rot umkreist:

Zusammenschnitt aus Kisselbach, Das Leica-Buch (1955)

Kisselbach spricht 1955 von Blitzröhrengeräten, die früher Elektronenblitz genannt worden wären (siehe Pfeilmarkierung). In der Tat nennt sie Emmermann 1951 ‘Elektronenblitz’, erwähnt aber auch synonyme Bezeichnungen wie ‘Stroboblitz’ und ‘Ultrablitz’ und umschreibt den Elektronenblitz mit ‘elektrischem Dauerblitz’. Interessanter Weise spricht Kisselbach im Leica-Buch (32. - 36. Tausend) 1965 wieder vom Elektronenblitz, dem Namen, der sich bis heute gehalten hat.

Auf die Synchronisation von Blitzlampen gehe ich nicht näher ein, weil die sicher heute kaum noch einer verwendet, zeige aber  anhand der Kopie einer Seite aus Kisselbachs Leica-Buch wie kompliziert das Finden der richtigen Kontaktzahl beim Blitzen mit Lampengeräten damals war. Das beruht auf den Unterschieden im Leuchtverhalten der Blitzbirnchen und den vielen verschiedenen Fabrikaten.
Es ist schon bemerkenswert, dass später die M3  mit einem einzigen „Kontakt für Kolbenblitz“ (neben einer zweiten Buchse, dem „Kontakt für Röhrenblitz“) auskommt.


 
6
Fotografieren und Filmentwicklung
Nach soviel Technik sei nun auch einmal Zeit für das eigentlich Wichtige, das Fotografieren!

Knips, knips, knips, schon geschehen. Film voll. Wohin damit?

Mein erster Film war ein Farbfilm, ein Film zum Testen meiner damals gerade erworbenen Leica IIIc Sync. Ich brachte in zu Schlecker zur Entwicklung. Anschließend habe ich die Negative für die Betrachtung am Computer eingescannt.

 Leica IIIc Sync; Summitar 2,0/50; f:4; Kodak Farbwelt 200, Scan v. Negativ

Mühlsteine auf zugeschüttetem Mühlgraben vor dem Amtsgericht Hadamar

Bilder brauchbar, Kamera ok!
Jetzt reizte mich Schwarzweiß. Ich nahm einen Kodak BW 400 CN, machte Bilder und brachte ihn ins gleiche „Labor“. Scannte später die Negative und erfreute mich der gelungenen Bilder.

Leica IIIc; Kodak BW400CN; Summitar f:2,0/50, f: 5,6; 1/60
Wie damals

Ich fand die Ergebnisse sehr gut. Der als „Mädchenfilm“ verunglimpfte Film ist durchaus zu empfehlen. Wahrscheinlich ist die Verarbeitung im Prozess C-41, der normalen „Colorroutine“, im Ergebnis besser, als wenn man einen herkömmlichen SW-Film in ein unbekanntes Labor gibt!

Schlecker ist weg. Bei uns im Städtchen gibt es keinen weiteren Filmdienst mehr. Nicht zuletzt von daher gilt für mich:
Das Selbstentwickeln ist angesagt
Wie Osterloh in seinem Buch, Leica M, Hohe Schule der Fotografie, 5. Auflage, 2002, S. 187, zumindest für die Entwicklung von hochempfindlichen Filmen empfiehlt, ist „Die eigene Entwicklung für gute Ergebnisse eine unbedingte Notwendigkeit, sofern kein Spezial-Labor für Sonderentwicklungen zur Verfügung steht“!

Immer tagelang auf die entwickelten Filme warten zu müssen, hat mich noch nie sehr amüsiert. Ich wollte wieder, wie früher auch, selbst entwickeln. Gerätschaften dazu lagen seit Jahren im Keller.

Selbstentwickeln ist zu empfehlen,...
- für den, der nur einen Teilfilm entwickeln möchte (Test, Filmwechsel wegen anderer Empfindlichkeit, etc.)
- für den, der bestimmte Ambitionen hat (pushen, feinstes Korn für beste Auflösung, Riesenvergrößerung)
- für den „besonderen Film“, das „Manipulieren“ am Filmkorn und ähnliches.
- für den, der nach einer Stunde das Ergebnis haben möchte (mein Hauptgrund!)
- für den, der damit noch anderes bezweckt!

Angeregt durch die Abbildung eines Agfa Rondinax 35, sowohl im Emmermann (S. 141 und 142), als auch im Kisselbach (S. 203), ersteigerte ich mir dieses Gerät, den Zeitgenossen von mir und meiner Leica IIIc. 

 Agfa Rondinax 35U, ein Zeitgenosse der Schraubleica aus den 1950er Jahren

Wenn man auch „ständig“ drehen muss, wie Kisselbach etwas despektierlich sagt, ist es zumindest bei einem gering empfindlichen Film (z.B. dem Ilford PAN F, ISO 50/18° DIN), für den bei Entwicklung in Ultrafin blau nur 3,5 min an Entwicklungszeit angegeben ist, wirklich erträglich:
Man umfasst ein Rändelrad mit Daumen und Zeigefinger (Daumen unten bei 6 Uhr, Zeigefinger bei 12 Uhr) und vollführt ruckartig eine 180°-Drehbewegung aus dem Handgeklenk heraus (Daumen jetzt bei 12 Uhr, Zeigefinger bei 6 Uhr), lässt das Rad los, um nach einer Sekunde wieder die gleiche Halbdrehung auszuführen.
Ich hatte weder Ermüdungserscheinungen noch sonstige Probleme!

Es gibt noch andere Möglichkeiten. Ich führe hier als Beispiel das Entwickeln in sogenannten Kippdosen an. Diese Entwicklerdosen stülpt man z.B. alle 3 sec einmal um und wieder zurück. Wird der Kipprhythmus auf eine Minute verlängert, so ist die Entwicklungszeitum um 1/3 anzuheben.
Jobo hatte früher verschiedene dieser Kippdosen im Angebot, sogar auch eine für das Laden des Films bei Tageslicht.
Als weiteres  Beispiel seien Dosen für die Rotationsentwicklung genannt, die, vorausgesetzt man benutzt einen sogenannten "Roller", wenig Handarbeit erfordern.
Sehr komfortabel ist es, wenn man dazu einen "Prozessor" benutzen kann. Der dreht nicht nur sondern hält auch die Temperatur auf dem eingestellten Wert konstant.
Ich habe noch aus 'alten Zeiten' einen Jobo CPE 2. Auch wenn ich einen Film in der Rondinax entwickle, halte ich mit diesem die Foto-Chemie und auch das benötigte Wasser auf einer gleichbleibenden Temperatur.

Einerlei, welche Arbeitweise man vorzieht. Insgesamt ist zu sagen: 

Das Selbstentwickeln bringt die besten Ergebnisse, ist die einfachste Sache der Welt und macht auch noch Spaß!


7.1
Die richtige Belichtung
- ohne BelichtungsmesserBelichtung schätzen
 Als ich bei einem Ausflug einen Kollegen mit einer alten Voigtländer hantieren sah, von der ich wusste, dass sie keinen eingebauten  Belichtungsmesser hat, wunderte ich mich, dass er keinen Handbelichtungsmesser verwendete. Ich wollte ihm die Werte durchgeben, die meine Kamera anzeigte, doch er winkte selbstbewusst mit der Bemerkung ab: „Das weiß man doch so!“
Ich war gespannt auf die Ergebnisse. Ein paar Tage später brachte er Farbbilder mit, die belichtungstechnisch einen ganz passablen Eindruck machten.
Klar, dass er nur die gelungenen Bilder vorzeigte, doch in der Tat kann man mit etwas Übung recht treffend die richtigen Belichtungswerte schätzen. Die heutigen Farbfilme, die anders als Diafilme eine gewisse Toleranz gegenüber einer mäßigen Fehlbelichtung aufweisen, „schlucken“ auch einiges. Dazu kommt die Fähigkeit eines modernen Printers, der dazu beiträgt, dass die Bilder zum großen Teil etwas werden.

Erfahrungswerte
"Sonne lacht - Blende 8!" 
Diese alte Fotografenweisheit stammt aus einer Zeit, in der vornehmlich mit dem noch geduldigeren Schwarzweißfilm fotografiert wurde. Der vertrug zwar keine krasse Unterbelichtung, aber 3 Stufen Überbelichtung konnte er schon verkraften.
Die Belichtung mit Blende 8 bei einer 1/125 Sekunde war für einen Film mit der damals üblichen Empfindlichkeit von ca.17 DIN der Standardwert für Aufnahmen bei Sonnenlicht!

Oder lässt es sich vielleicht doch besser mit der “Sonne-16-Regel” arbeiten? Bei letzterer geht man davon aus, dass bei schönem Sonnenschein und Blende 16 die richtige Verschlusszeit jene ist, die dem Kehrwert der Filmempfindlichkeit entspricht. Bei einem 400-ISO-Film wäre dann bei Blende 16 eine Belichtungszeit von 1/400s richtig. Da man aber bei einer manuellen Kameras keine 1/400 einstellen kann, wird gerundet: man nimmt den nächst kürzeren Wert also 1/500 usw.
Das kann man dann herunterrechnen: bei Blende 8 wäre dann eine Verschlusszeit  von 1/1000s relevant usw.



Welche der beiden Regeln ist denn nun die „bessere“, die praktikablere?
Im Grunde sind beide "Belichtungsweisheiten" in einem ähnlichen Grade 'brauchbar', nur hat die “Sonne-16-Regel” die Nase einen Tick voraus, weil hier neben Sonne und Blende auch die Parameter ISO (ASA) und die Belichtungszeit ausdrücklich genannt werden!

Belichtungstipps der Filmhersteller
Die Filmhersteller geben Belichtungsempfehlungen für die Verwendung ihres Films. Sie sind entweder als Zettel beigepackt oder im Inneren der Packung aufgedruckt

Schachtelaufdruck beim Farbfilm Konica Centuria Super 200

Während Bildchen 1 Belichtungshinweise für die klare Luft an Gebirge und See gibt, erkennt man bei genauerem Hinschauen beim 2. Bildchen die beiden obigen Regeln wieder:

    „Sonne lacht, Blende 8“        => für ISO 200/24°: f:8, 1/1000 = f:11, 1/500.
    „Blende-16-Regel“               => für ISO 200/24°: f:16, 1/200“ ~ f:11, 1/500.

Fazit:
Da ihm die Erfahrungen der „alten Hasen“ zugrunde liegen, kann man die Belichtungstipps des Herstellers als eine gut geeignete „Schätzhilfe“ bezeichnen!

Belichtungstabellen
Vorläufer der "Herstellerempfehlungen" waren umfangreiche Belichtungstabellen für die unterschiedlichsten Aufnahmesituationen. Sie existierten schon in der Frühzeit der Fotografie. Man musste sie entweder auswendig beherrschen oder doch zumindest dabeihaben, um sich von Zeit zu Zeit damit schlau machen zu können.

In den 1950er Jahren, zu einer Zeit also, wo so gut wie keine Kamera einen eingebauten Belichtungsmesser aufwies und nur ein kleiner Teil der ambitioniertesten Amateure einen Handbelichtungsmesser ihr Eigen nennen konnte, waren solche Tabellen in Magazinen und Spezialbüchern zu bestimmten Kameras, beispielsweise dem Rolleiflexbuch von Dr. Walter Heering oder auch in allgemeinen Foto-Lehrbüchern abgedruckt.

Da sich ja bekanntlich der Sonnenstand im Laufe des Jahres, ja sogar während des Tages stetig ändert, hatte das Photo-Magazin 1949 für jeden Monat eine andere, jeweils an die "aktuelle Sonne" angepasste Belichtungstabelle beiliegen.

So ist auch vernünftiger Weise in Lindner, Wir fotografieren, Bertelsmann 1957, auf der S. 86 zur Belichtungstabelle noch eine „Zusatztabelle“ abgedruckt, die die Korrekturen für die sich verändernden Sonnenstände angibt, sogenannte „Blenden-Zeit-Sprünge“, um die die Tabellenwerte zu korrigieren sind.


Deutlich praxisgerechter als die Verwendung einer Tabelle ist die KOLUMBUS-Belichtungs-Rechenscheibe aus Aluminium. Berücksichtigt werden hier DIN-Zahl, Monat, Tageszeit, Wetter, Gegenstand. Auf der Rückseite befindet sich außerdem noch ein Tiefenschärferechner.
Sie ist also so zu sagen das „Ei des Kolumbus“!

Kolumbus-Belichtungsrechenscheibe  (d=87 mm, ca. 1950)
aus: Dr. Walter Heering, Das Rolleiflex-Buch, 1952, S. 68


Vorderseite: Belichtungsrechenscheibe  -  Rückseite: Tiefenschärferechner


Die Handhabung des Kolumbus-Belichtungsrechners


1. DIN-Zahl im Startfenster einstellen:
24/10° DIN (= ISO 200)

2. Zwischen die Zahnradlücken auf gleicher Höhe bzw. entsprechend der Benennung greifen und nacheinander bis zum Anschlag nach unten drehen:

Monat-Tageszeit
5. April, Uhrzeit 9.25 (Sommerzeit, 10.25)

Wetter
Sonne

Gegenstand
Landschaft mit hellem Vordergrund

Im Kolumbus kann man jetzt die Belichtungswerte für ISO 200 (24/10° DIN) ablesen:  f5,6 1/500s.

Die nachfolgende Aufnahme wurde entsprechend fotografiert (siehe auch die Exif-Angaben unter dem Foto!):



Die Handhabung des Kolumbus-Tiefenschärfenrechners

Mit dem Kolumbus lässt sich auch die Schärfentiefe (Syn. Tiefenschärfe) für unterschiedliche Objektiv-Brennweiten in Abhängigkeit von der gewählten Entfernungseinstellung und den Blendenwerten ermitteln. Zugrunde gelegt ist eine Unschärfe von u = 1/1500 der Bilddiagonalen.


Am Beispiel für ein 50er Objektiv (f = 5cm), möchte ich das mal skizzieren:

Am Pfeil erkennt man, dass das Bild auf eine Entfernung von knapp 5 m eingestellt ist,
Schaut man jetzt in der Tabelle bei dem 5cm-Objektiv nach, so sind dort die Buchstaben B, C, D, F, G aufgeführt, 
denen die Blendenwerte f2,8 bis f16 zugeordnet sind.

Der Buchstabe D entspricht einer Blende 5,6.

Die Tiefenschärfe liegt dann zwischen den beiden D, also bei ca. 3,6 m und 7,6 m Entfernung. Der Vergleich mit einem DOF Calculator (gibt es als Smartphone-App) ergibt bei den eingestellten Werten eine Schärfentiefe zwischen 3,74 m und 7,53 m!

Viel Spaß beim Einstellen!

AnmerkungNatürlich wird man in der fotografischen Praxis, wenn vorhanden, den Belichtungsmesser bzw. die Schärfentiefen-Skala des Objektivs zu Rate ziehen.
Aber Spaß macht der Kolumbus doch (und das ist bei einem Hobby ja ausschlaggebend, wie ich meine)!


7.2
Belichtungsmesser

Optische Belichtungsmesser

Das Einstellen der Kamera mit Hilfe der Tabellen und selbst der Belichtungsuhren setzte schon ein zeitaufwändiges Nachschauen, Umrechnen und Übertragen der Werte voraus. Den Tabellen folgten daher recht bald chemische und optische „Belichtungsmesser“. Bei den optischen Belichtungsmessern erfolgt die Beobachtung des Motivs durch einen verstellbaren Graukeil. 
Einer der wohl bekanntesten und verbreitetsten Vertreter der optischen Belichtungsmesser war der Diaphot mit einem prägnanten Firmenzeichen, dem  Ica-Stern im Zentrum. Dieser "Rundkeil"-Belichtungsmesser wurde 1921 von der Firma Ica erstmals angeboten und auch nach dem Zusammenschluss mit anderen zur Zeiss Ikon AG bis etwa 1935 weitergebaut.

Optischer Belichtungsmesser Diaphot (aus eigener Sammlung)

Photoelektrische Belichtungsmesser, echte Belichtungsmesser:

Den Durchbruch in der Genauigkeit der Belichtungsmessung brachten schon in den dreißiger Jahren des 20. Jh. die fotoelektrischen Belichtungsmesser. Sie werden nicht deshalb „elektrisch“ genannt, weil sie Strom, etwa den einer Batterie benötigen sondern weil sie Lichtenergie in elektrische Energie umgewandeln.

Die Selen-Belichtungsmesser, das sind gerade die, die keine Batterie benötigen, haben eine Photozelle, die bei Bestrahlung mit Licht Elektronen aussendet. Dieser Strom wird auf ein empfindliches Spulenmessgerät, ein Galvanometer, übertragen und führt zu einem mehr oder weniger starken Zeigerausschlag. Da hier das Licht selbst Verursacher des Messergebnisses ist, sind sie als „echte“ Belichtungsmesser zu bezeichnen!

...Mein Sixtomat ist ein Selen-Belichtungsmesser und braucht keine Batterie!
Der Gossen-Sixtomat ist als Belichtungsmesser wie auch die Leica „von Adel“. Im Photo-Magazin der 1950er Jahre ist er zumindest was die Werbung anbelangt neben Rolleiflex und Schraubleica „dauerpräsent“.

...Mein Sixtomat ist wie meine Leica von Adel!

Zunächst war der Sixtomat ein recht normaler Belichtungsmesser, doch im Jahre 1951 wurde er als ein Gerät der 2 Möglichkeiten beworben. Die OBJEKTMESSUNG wurde durch die LICHTMESSUNG ergänzt: „Mit der zusätzlichen Kennzeichnung „i“ hat die Firma P. Gossen & Co, Erlangen, einen Belichtungsmesser geschaffen, der sowohl zur Objektmessung in der bisherigen Weise, wie auch zur direkten Lichtmessung benutzt werden kann... Dazu wird das Rollo, das bei dem neuen Sixtomaten ein Transparentrollo ist, bis zu einer entsprechenden Marke geschlossen und gegen die Lichtquelle gehalten. Der Zeiger gibt nun die Helligkeit des einfallenden Lichts an. Von dieser „Incidenzmessung“ rührt die Kennzeichnung des aus weißem Kunststoff gefertigten Sixtomat „i“ her.“
aus: Ein neuer Sixtomat, Photo-Magazin 1951/5/58.

Im Jahr 1954 führte Gossen den Sixtomat x 3 „mit den dreifachen Möglichkeiten" ein: 1. Objektmessung, 2. Lichtmessung und  „3. richtige Beleuchtung durch Messung der Farbtemperatur, d.h. der ‘Lichtfarbe’.
... Neu am Sixtomat x 3 ist in dieser Hinsicht lediglich neben der bisher üblichen Belichtungsreihe - nämlich 1 ´2 ´5 ´10 ´25 ´100 ´250 - auch die neuerdings auf dem Markt erscheinende Belichtungszeitreihe 1 ´2 ´4 ´8 ´15 ´30 ´60 ´125 ´250, welche ihren hauptsächlichen Vertreter in dem neuen Deckel-Synchro-Compur-Verschluss hat.“ 
aus: Mitteilungen der Industrie, Sixtomat x 3, Photo-Magazin 1954/5/77.

Dieser Sixtomat hat jetzt ein elfenbeinfarbiges Gehäuse und alle goldfarbenen Teile einschließlich der schönen ‘Schlangenkette’ sind echt vergoldet. Adel ‘par excellence’, Adel pur!

...Mein Sixtomat ist so goldig: Er kann Objektmessung, Lichtmessung und kennt die Lichtfarbe!

Mein Sixtomat ist ein „x 3“ und durch Gold geadelt

Nachteile der Selen-Belichtungsmesser:
Über die Messgenauigkeit kann man nicht meckern, doch wo viel Licht, da ist auch Schatten:
Die Ansprechempfindlichkeit’ der Selen-Belichtungsmesser ist eher schwach.
Der Vorteil, dass ein solcher Beli keine Batterie benötigt, bringt leider auch entscheidende Nachteile mit sich:
Da die Ströme, die erzeugt werden, sehr gering sind, kommen nur empfindlichste Drehspulkomponenten zum Einsatz, die mechanisch sehr anfällig sind (Bei mir haben schon 2 von ihnen den Geist aufgegeben, weil sie mir mal unglücklich aus der Hand gefallen sind).
Durch die großen „Wabenlinsenfenster“, die der Lichtverstärkung dienen, ist der Messwinkel recht ungenau abgegrenzt und lässt daher nicht so präzise Messungen zu.
Dazu kommt die nachlassende Allgemeinempfindlichkeit durch eine zunehmende Alterung des Photo-Elements.

...Mein Sixtomat von 1955 misst noch so spritzig jung, wird aber einmal früh altern,...

wenn er mir nicht vorher aus der Hand fällt!

In den frühen 1930er Jahren haben viele Firmen Zubehör zur Leica hergestellt und natürlich gehörten auch Belichtungsmesser dazu, die für die Verschlusszeiten und Blenden der Leica kalibriert waren.
"Diese Geräte trugen auch 'Leica' als Teil ihrer Modellbezeichnung . Ob dies mit oder ohne Zustimmung von Leitz erfolgte, ist heute schwer festzustellen. Beispiele sind der 'Leicascop'-Belichtungsmesser mit Graukeil und das Weston-'Leicameter' Modell 627, im Katalog 1934 (Leitz New York, Broschüre Nr. 1206, M-134-G)."
aus: Dennis Laney, Leica Cameras Zubehör

Bei Leitz war man lange der Meinung, dass eingebaute Belichtungsmesser erstens die Kamera zu groß werden ließen und vor allem durch ihren Mangel an Robustheit dem Ruf der Firma eher schaden als nutzen könnten. Man arbeitete aber eng mit der Firma Metrawatt, Nürnberg zusammen, wenn diese Geräte auch vor Erscheinen der M zumindest nicht im europäischen Katalog aufgenommen wurden.
vergl. Dennis Laney, Leica Cameras Zubehör

Das nachfolgend abgebildete Gerät hat einen Zubehörschuh für ein Verstärkerelement. Es wurde in die Zubehörklemme eingeschoben, ist aber nicht wie die Leicameter für M-Kameras mit dem Verschlusszeitenknopf kuppelbar.
Reklame aus dem Photo-Magazin, Juni 1951

 Bei Zeiss-Ikon machte man sich bezüglich des Größenzuwachses nach Einbau eines (Selen-)Belichtungsmessers in eine Contax weniger Gedanken (weder 1951 bei der Contax IIIa wie noch später beim Bau der Contarex).
Wer jedoch die Contax IIa (ohne eingebauten Beli) mit der Contax IIIa vergleicht, der wird erkennen, wie diese Kamera an „Masse“ zugenommen hat. Ich finde, sie wurde unförmig!

vorne: Contax IIa, hinten Contax IIIa

Von der "Klasse" eines Selen-Belichtungsmessers bezüglich seiner Widerstandsfähigkeit ist man auch bei Zeiss nicht ganz so überzeugt, meinte aber:
„Erfahrungsgemäß wird eine Kamera viel schonender behandelt als ein einzelnes Zubehörstück. So ist auch der in die Kamera eingebaute Belichtungsmesser bei der Contax IIIa besser geschützt als ein Belichtungsmesser, der gesondert mitgeführt wird. Außerdem ist der Belichtungsmesser immer zur Hand, wenn er gebracht wird. Man kann ihn nie vergessen.“
aus: Mitteilungen der Industrie, Contax IIIa, Photo-Magazin 1951/6/58.

Fazit


Wer ein so wichtiges Gerät wie den Belichtungsmesser bei einer Fototour vergisst, dem ist nicht zu helfen.
Gut, dass die Firma Leitz 1949 keinen Belichtungsmesser in die Leica IIIc eingebaut hat, er wäre heute, wenn nicht ohnehin defekt (Nachlassen der Genauigkeit durch Alterung oder sein Galvanometer wäre vielleicht mechanisch zerstört) so doch, trotz allem Sinn für Nostalgie, technisch hoffnungslos veraltet. Gleiches gilt für meine M2. Ich besitze dafür sowohl den Leicameter MC (Selen), als auch einen Leicameter MR-4 (Cds*). Den MC, der ungenau arbeitete bzw. kaum noch ausschlug, ließ ich vor beinahe 20 Jahren wieder herrichten. So richtig überzeugt hat er mich danach auch nicht. Anders verhält es sich mit dem Leicameter MR-4. Der arbeitet(e) auch heute noch tadellos, wenn nur nicht die leidige Sache mit den nicht mehr erhältlichen quecksilberhaltigen Batterien wäre.

Bei einem „aufgeflanschten“ Beli wäre der gerade für die Leica IIIc so wichtige Zubehörschuh dauerhaft besetzt. Wohin dann bloß mit dem Universalsucher?
Auch bin ich froh, beide Kameras wenigstens zeitweise ohne klobigen aufgesetzten bzw. eingebauten Belichtungsmesser benutzen zu können, um die Belichtung dann elegant „aus der la Maingg“ mit einem Handbeli zu erfassen!
Wenn ich auch mit meinem Sixtomat (so er mir nicht aus der Hand fällt) noch eine ganze Weile gut zurechtkomme, finde ich es doch beruhigend, ihn jederzeit durch einen anderen ersetzen zu können, wenn ich mit seinen Leistungen mal nicht mehr zufrieden bin.Die Kameras bleiben davon unberührt!
___
* Beim Cds-Belichtungsmesser (das ist der mit einem Cadmium-Sulfit-Photowiderstand) und später dann beim Einsatz der Silizium-Fotodiode, wird eine Stromquelle gebraucht, denn hier wird kein Strom erzeugt sondern in beiden Fällen verändert Lichteinfall den Widerstand der Bauteile. Der für die „Messung“ benötigte Strom muss durch eine Batterie von außen zugeführt werden.

Beide Typen haben gegenüber dem batterielosen Selen-Belichtungsmesser Vorteile in puncto Robustheit, Genauigkeit und Größe

Ein Beli mit Siliziumdiode kann sogar aufgrund der ‘ultraschnellen’ Anzeigegeschwindigkeit, wie sagte man nochmal zur Zeit von Emmermann zum Elektronenblitz, Ultrablitze erfassen und ist im Falle einer TTL-Automatik dann noch zeitmäßig in der Lage, den Ablauf eines Verschlusses zu korrigieren!


8
Aufnahme- und Belichtungstipps

Ich erspare es mir, hier Tipps für Motive zu geben, denn der Fotofreund, der diese Zeilen liest, hat sicher einen Blick für gute Motive. Außerdem gibt es dafür einschlägige Literatur und genügend Beispiele in den Fotografie-Foren. Nur für den Fall, dass das eine oder andere an Kenntnissen und Lösungswegen fehlt, dies mit einer so alten Kamera technisch umzusetzen, dazu mögen meine Erörterungen dienen.

Zunächst Grundsätzliches zur Schraubleica:
Sie ist vielseitig verwendbar mit den Möglichkeiten, die ihr reichhaltiges Zubehör bietet.

Ein paar Worte zur Arbeitsweise beim Schwarzweißfilm:
Mit dem beinahe totalen Durchbruch des Farbfilms ist der Schwarzweißfilm der Film für den Kenner und den Könner geworden. Man fotografiert nicht in Schwarzweiß, weil man sich Farbe nicht leisten kann, sondern weil man die grafische Wirkung besonders schätzt und gezielt einsetzen will. Vielleicht auch, wie von mir schon oben angedeutet deshalb, weil man den gesamten Weg einschließlich den der Laborarbeit, leicht mit eigenen Hände bewerkstelligen kann.
Aber Vorsicht: „Schöne Bilder“ gelingen mit Farbe leichter als mit SW-Film!

Schwarzweiß ist nicht einfach nur das Fehlen von Farbe, SW ist „eine Abstraktion der Wirklichkeit“ (Scheerer, Leica und Leica-System). Die Farben werden in Graustufen umgewandelt und dabei erscheinen z.B. Grün und Rot praktisch als gleiche Grauwerte. Das Blau des Himmels wird beinahe zu Weiß und hinterlässt ohne Farbfilter fast keine Spuren auf dem Positiv (siehe dazu meine Bilder und Bemerkungen unter 4.4 Filter...).

 Leica IIIc; Summitar 2,0/50; f:5,6; 1/100; Grünfilter; Kodak BW400CN, Prozess C-41; Scan vom Negativ
 Streifen auf dem Beresacker

Die optimale Blende eines Objektivs 
Sonne lacht, dann mal raus mit der Kamera, aber nicht unbedingt die Blende 8!
Eine Faustformel:  Die höchste Leistung eines Objektivs ist in etwa dann erreicht, wenn man es um 2 Stufen abblendet. Deutlich weiteres Abblenden führt dann wieder zu schwächerer Leistung durch Beugungsunschärfe.
Das bedeutet für das Summitar 2,0/50, es ist ab f:4 in Höchstform. Beim Summaron 3,5/35 wäre die optimale Blende f:5,6 - 8. Blende 5,6 wird für dieses Summaron als Optimum im Leica-Taschenbuch, Laney/Puts, genannt.

Natürlich gibt es Gründe von diesem Blendenoptimum abzuweichen. Sei es, dass man ein Objekt durch Eingrenzen der Schärfentiefe „freistellen“ möchte, dazu muss die Blende weit geöffnet werden. Braucht man große Schärfentiefe, z.B. bei Nah- oder Landschaftsaufnahmen, dann muss man über die optimale Blende hinaus abblenden.
Doch keine Angst: erst beim Erreichen der Grenzen (etwa bei der maximalen Blendenzahl des Leica-Objektivs) wirken sich allmählich Beugungsverluste aus.
 

Zu lang bemessene Belichtungszeiten sind Hauptursache von Unschärfe 
Gemeint ist hier zunächst nicht die Bewegungsunschärfe durch das Objekt sondern die Unschärfe durch das „Verreißen“ der Kamera durch den Fotografen.
Persönliche Befindlichkeiten wie schlechte Kamera- und Körperhaltung, ist er allgemein etwas „zittrig“, gerade
etwas außer Puste etc. und  anderes wie Gewicht der Ausrüstung, Windstärke, fester oder beweglicher Standort, nimmt natürlich auch Einfluss. Die Schraubleica selbst ist durch den fehlenden Spiegelschlag weitgehend unschuldig an „verwischten“ Aufnahmen!

Eine Faustformel hilft auch hier wieder etwas weiter:  
1 geteilt durch die Brennweite in Sekunden sollte man als längste Freihandzeit wählen, um Unschärfen durch Verreißen zu vermeiden. Beim 35er ist das ca. 1/30s, beim 50er 1/50s.
Um Bewegungsunschärfe durch das Objekt zu vermeiden gibt es umfangreiche Tabellen mit Mindesbelichtungszeiten.

Doch ein paar Tipps dazu: Für scharfe Aufnahmen bei Auto- und Motorradrennen reicht auch die 1/1000s der Leica alleine nicht aus. Doch es gibt ja Kurven, in denen grundsätzlich die Geschwindigkeit abgesenkt wird.
Die Geschwindigkeit wird auch abgesenkt, wenn das Objekt auf einem zukommt oder sich von einem entfernt. Ja sogar ein in schräger Richtung aufgenommenes schnelles Objekt senkt die zuträgliche Geschwindigkeit ab.
Durch Mitziehen erreicht man besonders vorteilhafte Aufnahmebedingungen: Man bewegt dazu die Kamera mit, indem man das Fahrzeug in der Mitte des Suchers behält und währendessen auslöst.
Auf diese Weise erreicht man eine scharfe Abbildung der Hauptsache, während beispielsweise die Zuschauer verwischt erscheinen, was das Geschwindigkeitsempfinden noch steigert!
Grundsätzlich stellt man vorher alles an der Kamera ein. Auch die eingestellte Entfernung muss für das zu erwartende Objekt ausgelegt sein.
Wenn man die Belichtungszeit verkürzt, muss man natürlich die Blende entsprechend weiter öffnen. 
Immer daran denken: für die hohe Lichtstärke hat man ja einmal viel bezahlt, und eigentlich sind alle Leica-Objektive „offenblendetauglich“!
Also ohne Sorge bei Bedarf die Blende öffnen!
Ein paar Tipps zum richtigen Messen mit dem Handbelichtungsmesser - vornehmlich für SW:
Wenn die Sonne lacht, ... dann sollte man gar nicht um jeden Preis heraus mit der Kamera, denn der strahlend blaue Himmel mit den weißen Wolken bringt nicht wirklich die Ergebnisse, die man gerne hätte. 
Je eigenwilliger und dramatischer der Himmel ist, desto eher entstehen Aufnahmen, an denen man Freude hat.
Leica IIIc Sync, Summaron 3,5/35; f:5.6; 1/100, Grünfilter, Kodak 100 Tmax, Scan vom Negativ
 
Herrenhaus des ehemaligen Gut Blumenrod, Limburg-Linter, einsetzender Regen

Doch je ansprechender die Beleuchtungssituation, desto größer sind die Probleme bei der Ermittlung der richtigen Belichtungswerte. Trotz aller Toleranzen ist auch in der SW-Fotografie ein optimal belichtes und optimal entwickeltes Negativ Voraussetzung für eine technisch zufriedenstellende Vergrößerung, für einen zufriedenstellenden Scan. Dazu bedarf es eines Belichtungsmessers!
 
Ein Film wurde richtig belichtet, wenn das Negativ den gesamten Tonwertumfang des Motivs abbildet - vom bildwichtigen tiefen Schatten bis zu den bildwichtigen Spitzlichtern. Beim SW-Film sollte man im Zweifelsfalle auf die Schatten belichten und daher diese ausmessen!

Der Vorteil des Handbelichtungsmessers liegt zum einen darin, dass man ihn für verschiedene Kameras einsetzen kann, zum anderen kann man mit ihm - wie oben schon bei der Beschreibung der Möglichkeiten meines Sixtomats erwähnt - gleichermaßen Objekt- wie auch Lichtmessungen vornehmen.
 

- Objektmessung
Die Belichtungsmessung vom Ort der Kamera aus bezeichnet man als Objektmessung. Der Messwinkel eines Selen-Belichtungsmessers entspricht in der Regel dem Bildwinkel eines Normalobjektivs, ca. 40°. Das ist der richtige Messwinkel, um die Gesamthelligkeit des Bildes zu erfassen - Integralmessung!

- Messen bildwichtiger Teile - Nahmessung - Ersatzmessung
Benutzt man jedoch ein Tele- oder ein Weitwinkelobjektiv, decken sich Mess- und Bildwinkel dagegen nicht mehr.
Beim Weitwinkelobjetiv tut man gut daran, den Beli auf den bildwichtigen Teil des Motivs zu halten, ggf. verschiedene Messungen vornehmen und mitteln.
Beim Tele erreicht man eine passende Messung, indem man mit dem Gerät näher an das Objekt herangeht. Ist das nicht möglich, so versucht man eine Ersatzmessung vorzunehmen. Bei einer Portraitaufnahme ist das geeignete Ersatzobjekt der Handrücken der eigenen Hand, vorausgesetzt, er erhält gleiches Licht wie das Portrait.
Als Ersatzobjekt kann auch eine Neutral-Graukarte (18% Reflexion) oder auch heller Asphalt dienen. Ja selbst ein weißes Papierblatt ist hier von Nutzen. Man muss nur den Messwert korrigieren, indem man die Blende um 1 1/2 - 2 Stufen öffnet oder die Belichtungszeit im gleichen Maße verlängert!

- Lichtmessung 
Bei vielen vollwertigen Handbelichtungsmessern lässt sich entweder durch Aufsetzen einer Opalscheibe, einer weißen Kalotte oder - wie beim Sixtomat - durch Vorschalten eines Rollos - eine Lichtmessung vornehmen. Hierbei zielt man mit dem Belichtungsmesser aus Richtung des Objekts zur Kamera und ermittelt so genau das Licht, was auf den Gegenstand trifft!
Dazu muss man nicht unbedingt zum Objekt hinlaufen, entweder weil es zu weit entfernt ist oder auch, weil es nicht geraten erscheint, z.B. ein Raubtiergehege zu betreten, auch für eine "anständige" Lichtmessung nicht!
Halte den Beli umgedreht, aber natürlich mit geschlossenem Rollo, in der Richtung Objekt-Kamera hin und lies die Werte ab. Das geht natürlich nur, wenn Fotograf und Objekt sichtlich gleich beleuchtet werden!

Ich halte die Lichtmessung für die beste Methode, gerade in prekären Lichtsituationen und setze sie ein, wenn ein Motiv hohe Kontraste aufweist. Damit ist nicht nur der Schornsteinfeger vor dem weißen Himmel oder die Braut im weißen Kleid vor einem Kohlehaufen gemeint sondern ganz Alltägliches wie Aufnahmen im Gegenlicht oder im Schnee.


Zum Abschluss noch ein paar Tipps 

Beim Messen den Beli etwas neigen, damit man nicht nur den Himmel misst. Auch das Abschatten mit der Hand gegen den Himmel hilft, um zu genaueren Messergebnissen zu kommen, besonders bei Gegenlicht.
Nicht nur aus dem Schatten heraus die Belichtung messen sondern auch aus dem Schatten heraus fotografieren. Es ist meistens ein Baumschatten oder ähnliches zu finden. Das führt zu richtig belichteten, kontrastreichen Fotos!

Für durchwegs dunkle Motive empfiehlt es sich klapper (-1/3 bis -1/2 Stufe) zu belichten, als es der Beli anzeigt.
Bei durchwegs hellen Motiven, z.B. am Wasser, am Sandstrand oder im Schnee, ist es genau umgekehrt. Hier sollte man ruhig 1/2 bis 1 Blendestufe zugeben (Blende weiter öffnen oder Zeit verlängern).

Egal, wie man die richtige Belichtung ermittelt, eines wird schnell klar: bei hohen Filmempfindlichkeiten und lichtstarken Objektiven kommt man recht schnell an die Grenzen einer Kamera, deren kürzeste Zeit die 1/1000s ist. Gäbe es sonst keinen Grund für die Verwendung eines (Farb-)Filters, so ist er hier schon deshalb angebracht, weil er Licht schluckt. Anderenfalls muss man mit recht hohen Blendenzahlen arbeiten - Freistellen perdu, Beugungsunschärfe im Anmarsch - oder man setzt ein Neutralgrau-Filter ein!


Öffnen einer Filmpatrone
Im Bedarfsfall lässt sich eine Filmpatrone mit einem Flaschenöffner, den man auf der dem Wickelkern abgewandten Seite ansetzt, durch vorsichtiges Hebeln sehr leicht und „sauber“ öffnen.


 Gebrauchsanleitung für Hama „Filmfix“
  1. Beide Metalllaschen in das Patronenmaul bis zum Anschlag einführen. Das kürzere Teil (A) ist dabei unten.
  2. Das längere Teil (B), wird jetzt herausgezogen, Teil A verbleibt derweil am Patronenmaul.
  3. Rückspulrad langsam in Pfeilrichtung drehen, bis ein leises Klicken hörbar ist.
  4. Rückspulrad auf den Wickelkern, der nach unten zeigt, aufsetzen und 3 Umdrehungen in Pfeilrichtung (gegen den Uhrzeigersinn ) drehen.
  5. Wickelkern der Filmpatrone mit Daumen und Zeigefinger festhalten. Griffteil B wieder an A heranschieben.
  6. Wickelkern loslassen. Filmfix langsam aus dem Patronenmaul herausziehen. Wenn der Filmanfang nun aus der Patrone herausragt, war die Prozedur erfolgreich. Ansonsten Arbeitsschritte wiederholen.
  7. Rückspulrad von dem Wickelkern abziehen und wieder in die Bohrung von Griffteil B stecken.
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Literaturangabe

Theo Kisselbach, Das Leica-Buch, 1. - 10. Tausend, 1955
Theo Kisselbach, Das Leica-Buch, 32. - 36. Tausend, 1965
Theo Kisselbach, Kleines Leica-Buch, 1952
Dennis Laney, Leica Cameras Zubehör, 1984
Brian Tompkins/F.W. Rüttinger, Leica Cameras Pocket Book, 1984
Dennis Laney/Erwin Puts, Leica Taschenbuch, 7. Auflage
Fritz Vith, Leica Handbuch Großausgabe, 33. - 37. Tausend,  Wetzlar 1941
Günter Osterloh, Leica M, Ausgaben 1990 u. 2002
Emmermann/Neumann, Leica-Technik, 67. - 74. Tausend, 1951
Werner Wurst, Exakta Kleinbild-Fotografie,  2. Auflage, Halle 1953
Heinrich Freytag, Knaurs Foto- und Filmbuch, 1955
Gert Lindner, Wir fotografieren, 1958
Herbert Graewe, Die physikalischen u. chemischen Grundlagen d. Photographie, 1973
Adrian Bircher, Belichtungsmessung - korrekt messen richtig belichten, 2002
Alexander Spoerl, Mit der Kamera auf Du und Vergrößern eine Kleinigkeit, 1972
Dr. Walter Heering, Rolleiflex-Buch, 66. - 75. Tausend, 1951
Dr. Walter Heering (Herausg.), Photo Magazin, Ausgaben 1949 - 1959
Fr. Willy Frerk (Herausg.), Photofreund Jahrbuch 1929/30


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