neu aufgenommen am 9. März 2017:
1.2
Die Leitz-Camera unter besonderer Beachtung der Leica IIIc, - IIIf und  - IIIg

Eine Schraubleica ist schon etwas Besonderes. Auffällig anders, als man es von anderen Kameras her gewohnt ist, gestaltet sich z.B. das Laden eines Films, durch ihre starre, nicht abnehmbare, ja sogar fehlende Rückwand (siehe Filmhandhabung). Stattdessen haben Leicas - bis heute - einen Bodendeckel als Gehäuseverschluss.
Auch das nicht symmetrisch angeordnete Stativgewinde macht sie so anders, als andere Fotoapparate.


Leica-Modell IIIc mit Summitar, Abb. aus Emmermann, Leica-Technik

Einigen Aufschluss, warum z. B. das Kameragehäuse, die Filmführung und die Lage des Stativgewindes bei der Leica anders ist, gibt Hanns Neumann, Autor der Leica-Technik in der Ausgabe von 1951. Seine Erläuterungen habe ich nachfolgend wörtlich aufgeführt:

''Kameragehäuse
Das Gehäuse der Leica ist aus Leichtmetall gezogen. Es kann nur durch Abheben des Bodendeckels geöffnet werden, der einen staubdichten Verschluß sichert. Dadurch sind dem Benutzer die Transportorgane, der Verschluß und die Filmführung unzugänglich gemacht. Es besteht also nicht die Gefahr, daß empfindliche Teile beschädigt werden. Die starre, nicht abnehmbare Rückwand der Leica gewährleistet auch bei Dauergebrauch eine einwandfreie Lichtsicherheit und genaue Lage des Films in der Schärfenebene des Obiektives. Das ist insofern von besonderer Wichtigkeit, als schon winzige Abweichungen des Films aus der Schärfenebene die gestochene Schärfe der Negative und damit ihre Vergrößerungsfähigkeit empfindlich beeinträchtigen könnten.
Der zum Öffnen und Schließen des Bodendeckels dienende umlegbare Knebel ist in dem Deckel versenkt untergebracht. Die Leica kann daher auf ebenen Flächen aufgestellt werden, ohne daß sie umkippt. Der Bodendeckel trägt weiter das ebenfalls versenkte Stativgewinde. Es ist seitlich angebracht, so daß man für Hochaufnahmen ein Stativ mit normalem Kugelgelenk verwenden kann. Das Gehäuse der Leica ist mit zwei Ösen versehen, so daß man die Leica an einem Riemen umhängen kann.

Filmführung
Mit Rücksicht auf stärkste Vergrößerungsfähigkeit der Negative müssen an die Filmführung der Leica sehr hohe Ansprüche gestellt werden. Vor allem muß der Film im Bildfenster vollkommen eben liegen. Er liegt deshalb mit den Perforationsrändern auf geschliffenen Auflageschienen. Von der Rückseite her bringt ihn eine federnde geschliffene Andruckplatte genau in die Schärfenebene. Da der Film außerdem durch den Transportmechanismus unter einer gewissen Spannung gehalten wird, kann er nicht nach vorn oder hinten aus der Schärfenebene ausweichen.''
aus Emmermann, Leica-Technik in neuer Bearbeitung und erweitert von Hanns Neumann, 1951, S. 2ff

Zur Begründung für das am Seitenrand befindliche Stativgewinde „Es ist seitlich angebracht, so daß man für Hochaufnahmen ein Stativ mit normalem Kugelgelenk verwenden kann.“:


'Gehen mag es so schon', aber es sieht recht "bescheiden" aus, wenn die Kamera für Hochaufnahmen auf die falsche Seite gedreht wird (besonders dann, wenn das Stativgewinde wie bei den Leicas nicht mittig angeordnet ist ;-)).

Anmerkung: Versucht Neumann hier nicht nur aus der Not eine Tugend zu machen? 
Fototechnisch ist es jedenfalls sinnvoller, wenn sich das Stativgewinde möglichst direkt unterhalb des Objektivs befindet. 
Erst bei den digitalen Kameras hat sich Leica endlich dazu durchgerungen und diesen alten Zopf abgeschnitten. Ich hätte übrigens auch keine Einwände gegen eine normale Kamerarückwand gehabt. Solider als die ‘Blechbüchsen’ anderer Hersteller ist allerdings das massive Gehäuse der Leicas allemal!

Doch nun zu der Leica IIIc:
Näher beschreiben möchte ich hier in erster Linie die Veränderungen und Verbesserungen im Vergleich zu ihren Vorgängern.
Die Leica IIIc wurde von 1940 an (Seriennummer 360.175) bis 1951 (Seriennummer 525.000) gefertigt. Meine Kamera, eine Leica IIIc Syn, ist aus dem Jahre 1949 und hat eine Seriennummer um 470.000.

Die Leica IIIc hat die Abmessungen 13,5 x 6,5 x 3 cm. Sie ist damit um rund 3 mm breiter als ihre Vorgänger. Ein etwas größerer, gerändelter Ring ist um den Auslöser herum angebracht worden, der für die Verwendung eines Drahtauslösers nicht mehr eigens abgeschraubt werden muss. Die Leica-Glocke* wird ja über den Auslöser gestülpt und ihr Gewinde wird dann in das Gewinde unterhalb des Auslösers gedreht.
Bedeutsamer als die vorgenannten Veränderungen sind die Verbesserungen am Gehäuse. Es besteht jetzt aus einem im Druckgussverfahren hergestellten Rahmen, der alle Teile der Mechanik aufnimmt. Dadurch, dass die Deckkappe nun nur noch aus einem Teil besteht, wird eine größerere Dichtigkeit und damit ein besserer Schutz der inneren Teile erreicht.
Neben den Verbesserungen der Kamera selbst, konnte dadurch auch der Fertigungsprozess vereinfacht werden.

Von Interesse sind sicher noch die Belichtungszeiten, die mit einer Leica IIIc möglich sind.
Die IIIc verfügt über eine lange Reihe einstellbarer Momentzeiten, die von 1 s bis zu 1/1000 s reichen.

Die Stufung der Belichtungszeiten der Leica IIIc in ihrer tatsächlichen Reihenfolge und Darstellungsweise:
T, 1, 2, 4, 30, 20, 15, 10 (Frontseite),
B, 30-1, 40, 60, 100, 200, 500, 1000 (Gehäuseoberseite)
Anmerkungen:
Die Zahl 1 bedeutet 1 Sekunde (1s). Alle anderen Werte stehen für Bruchteile von 1s, also 1/2s, 1/4s, 1/30s usw.
Die 30 auf dem Einstellrad an der Frontseite muss eingestellt sein, wenn man die Verschlusszeiten des Einstellrades der Gehäuseoberseite benutzen will. Zur besseren Kennzeichnung ist sie deshalb rot gefärbt. Auf dem Frontrad ist die 30 dann zur Sicherheit sogar arretiert. Im anderen Falle muss man die 30-1 eingestellt haben, um die langen Zeiten des Frontseitenrades einstellen zu können.
Bei der Einstellung T (T= Time) wird der Verschluss durch Drücken des Auslösers geöffnet und bleibt so lange offen, bis erneut gedrückt wird.
Bei der Einstellung B (B = engl. Ball, Merkhilfe: beliebig. Früher ist es ein Z. Das steht für Zeitaufnahme) muss man den Auslöseknopf so lange gedrückt halten, wie man belichten möchte. Direkt nach dem Loslassen schließt sich der Verschluss.

Die Leica IIIc hatte also schon fast den Zenit der Möglichkeiten einer Schraubleica erreicht. Es fehlte ihr nur noch die eingebaute Blitz-Synchronisation und ein größerer, komfortablerer Sucher, der den Entfernungsmesser anzeigen und verschiedene Brennweiten darstellen kann. Ein eingebauter Selbstauslöser wäre auch nicht zu verachten!

Die Weiterentwicklung der Schraubleicas nach der Leica IIIc, die Modelle IIIf und IIIg

Im Jahre 1950 erschien die Leica IIIf. Mit ihr gelang der Firma Leitz eine nennenswerte Verbesserung ihrer erfolgreichen Kameras. Die IIIf erhielt eine eingebaute Synchronisation für Birnchen- und Elektronenblitzgeräte. Ein Selbstauslöser wurde ab 1954 eingebaut.

1957, drei Jahre nach Erscheinen der Messsucherleica, Leica M3, brachte Leitz die Leica IIIg heraus. Sie weist eine Reihe von Verbesserungen gegenüber den älteren Gewinde-Leicas auf. Am bemerkenswertesten sind die Verbesserungen am Sucher. Der größere Sucher ist jetzt mit dem Entfernungsmesser gekuppelt. In das Sucherbild wird ein Leuchtrahmen für 50er Objektive und 4 kleine Dreiecke für 90er Objektive eingespiegelt. Die Parallaxe zwischen Sucherbild und Objektiv wird bei der Einstellung der Entfernung automatisch ausgeglichen. Die Kamera hat einen eingebauten Selbstauslöser. Die Blitzsynchronisation erfolgt in Abhängigkeit zur eingestellten Verschlusszeit. Man ist nicht mehr auf das Einstellen der richtigen Kontaktzahl, wie bei ihrem Vorgänger IIIf notwendig, angewiesen.
Äußerlich ist die Leica IIIg durch ein größeres Sucherfenster, die beiden runden Entfernungsmesserfenster und einem kleineren Fenster, dass die Leuchtrahmen aufhellt, erkennbar. Die Verschlusszeiten werden zwar noch wie bei den Vorläufern an 2 unterschiedlichen Rädern eingestellt, haben aber eine sinnvollere Einteilung als diese.

Die Belichtungszeiten bei der Leica IIIg:

T, 1 s, 1/2, 1/4, 1/8, 1/15, 1/30 (Frontseite),
B, 1/30, 1/60, 1/125, 1/250, 1/500, 1/1000 s (Gehäuseoberseite).

Durch Halbierung bzw. Verdoppelung, war die Einstellung der richtigen Zeit-/ Blendenkombination deutlich erleichtert.

Viele der Neuerungen bei der Schraubleica, Leica IIIg, besonders ihr spezielles Suchersystem, war eine Annäherung an den Entwicklungsstand der Messsucher-Leicas, die beginnend mit der Leica M 3, ab 1954 hergestellt wurden. Gerade die Verbesserungen am Sucher veränderten das Erscheinungsbild der IIIg gegenüber ihren Vorgängern. Diese wirkten sich auch in einer sichtbaren Vergrößerung aus.

Die Leica IIIg war die letzte der Schraub-Modelle. Es wurden keine 42.000 davon hergestellt. Ihre Produktion endete bereits 1960. Mit ihrer Einführung wollte man sicher erreichen, dass die Verbesserungen in der Entwicklung der Leicas auch den Gewindeobjektiv-Liebhabern und den Fotografen, die bereits eine Reihe von Gewindeobjektiven besaßen, zugute kommt. Aber, die Messsucherkameras waren auf dem Siegeszug: Alleine die höhere Lage des Suchers machte diesen geeigneter; wird doch das Sucherbild bei der Leica IIIg und natürlich auch bei den anderen Schraubleicas, durch die Größe des Objektivs und den Gebrauch einer Streulichtblende zuweilen deutlich eingeschränkt. Dazu kam, dass durch den mit den Messsucherkameras eingeführten Bajonettanschluss, der Objektivwechsel einfacher und schneller getätigt werden konnte.
  
Die Leica IIIc Syn ist eine Leica IIIc, die in eine Leica IIIf umgewandelt wurde
Wie auch schon früher üblich, ermöglichte es Leitz auch den Besitzern der Leica IIIc, ihre Kamera auf die erweiterten Möglichkeiten des Folgemodells, hier der Leica IIIf, umbauen zu lassen.
Meine Leica IIIc wurde zur Leica IIIc Syn, da sie irgendwann einmal mit einer Blitzsynchronisation ausgestattet wurde. Die Aktualisierung schloss auch die in den Filmtransportknopf integrierte Filmmerkscheibe der IIIf mit ein. Sie ist daher de facto eine Leica IIIf.


Leica III c Syn mit Summitar 2/50
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Leica Glocke - bei verschiedenen Schraubleicas sowie älteren Nikon-Modellen lässt sich ein Drahtauslöser nur mit diesem speziellen Adapter an die Kamera anschließen:


Leica Glocke