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Fotografieren und Filmentwicklung

Nach soviel Technik sei nun auch einmal Zeit für das eigentlich Wichtige, das Fotografieren!

Knips, knips, knips, schon geschehen. Film voll. Wohin damit?

Mein erster Film war ein Farbfilm, ein Film zum Testen meiner damals gerade erworbenen Leica IIIc Sync. Ich brachte in zu Schlecker zur Entwicklung. Anschließend habe ich die Negative für die Betrachtung am Computer eingescannt.

 Leica IIIc Sync; Summitar 2,0/50; f:4; Kodak Farbwelt 200, Scan v. Negativ

Mühlsteine auf zugeschüttetem Mühlgraben vor dem Amtsgericht Hadamar


Bilder brauchbar, Kamera ok!
Jetzt reizte mich Schwarzweiß. Ich nahm einen Kodak BW 400 CN, machte Bilder und brachte ihn ins gleiche „Labor“. Scannte später die Negative und erfreute mich der gelungenen Bilder.

Leica IIIc; Kodak BW400CN; Summitar f:2,0/50, f: 5,6; 1/60
Wie damals

Ich fand die Ergebnisse sehr gut. Der als „Mädchenfilm“ verunglimpfte Film ist durchaus zu empfehlen. Wahrscheinlich ist die Verarbeitung im Prozess C-41, der normalen „Colorroutine“, im Ergebnis besser, als wenn man einen herkömmlichen SW-Film in ein unbekanntes Labor gibt!

Schlecker ist weg. Bei uns im Städtchen gibt es keinen weiteren Filmdienst mehr. Nicht zuletzt von daher gilt für mich:
Das Selbstentwickeln ist angesagt
Wie Osterloh in seinem Buch, Leica M, Hohe Schule der Fotografie, 5. Auflage, 2002, S. 187, zumindest für die Entwicklung von hochempfindlichen Filmen empfiehlt, ist „Die eigene Entwicklung für gute Ergebnisse eine unbedingte Notwendigkeit, sofern kein Spezial-Labor für Sonderentwicklungen zur Verfügung steht“!

Immer tagelang auf die entwickelten Filme warten zu müssen, hat mich noch nie sehr amüsiert. Ich wollte wieder, wie früher auch, selbst entwickeln. Gerätschaften dazu lagen seit Jahren im Keller.

Selbstentwickeln ist zu empfehlen,...
- für den, der nur einen Teilfilm entwickeln möchte (Test, Filmwechsel wegen anderer Empfindlichkeit, etc.)
- für den, der bestimmte Ambitionen hat (pushen, feinstes Korn für beste Auflösung, Riesenvergrößerung)
- für den „besonderen Film“, das „Manipulieren“ am Filmkorn und ähnliches.
- für den, der nach einer Stunde das Ergebnis haben möchte (mein Hauptgrund!)
- für den, der damit noch anderes bezweckt!

Angeregt durch die Abbildung eines Agfa Rondinax 35 sowohl im Emmermann (S. 141 und 142), als auch im Kisselbach (S. 203), ersteigerte ich mir dieses Gerät, den Zeitgenossen von mir und meiner Leica IIIc. 

 Agfa Rondinax 35U, ein Zeitgenosse der Schraubleica aus den 1950er Jahren

Wenn man auch „ständig“ drehen muss, wie Kisselbach etwas despektierlich sagt, ist es zumindest bei einem gering empfindlichen Film (z.B. dem Ilford PAN F, ISO 50/18° DIN), für den bei Entwicklung in Ultrafin blau nur 3,5 min an Entwicklungszeit angegeben ist, wirklich erträglich:
Man umfasst ein Rändelrad mit Daumen und Zeigefinger (Daumen unten bei 6 Uhr, Zeigefinger bei 12 Uhr) und vollführt ruckartig eine 180°-Drehbewegung aus dem Handgeklenk heraus (Daumen jetzt bei 12 Uhr, Zeigefinger bei 6 Uhr), lässt das Rad los, um nach einer Sekunde wieder die gleiche Halbdrehung auszuführen.
Ich hatte weder Ermüdungserscheinungen noch sonstige Probleme!

Es gibt noch andere Möglichkeiten. Ich führe hier als Beispiel das Entwickeln in sogenannten Kippdosen an. Diese Entwicklerdosen stülpt man z.B. alle 3 sec einmal um und wieder zurück. Wird der Kipprhythmus auf eine Minute verlängert, so ist die Entwicklungszeitum um 1/3 anzuheben.
Jobo hatte früher verschiedene dieser Kippdosen im Angebot, sogar auch eine für das Laden des Films bei Tageslicht.
Als weiteres  Beispiel seien Dosen für die Rotationsentwicklung genannt, die, vorausgesetzt man benutzt einen sogenannten "Roller", wenig Handarbeit erfordern.
Sehr komfortabel ist es, wenn man dazu einen "Prozessor" benutzen kann. Der dreht nicht nur sondern hält auch die Temperatur auf dem eingestellten Wert konstant.
Ich habe noch aus 'alten Zeiten' einen Jobo CPE 2. Auch wenn ich einen Film in der Rondinax entwickle, halte ich mit diesem die Foto-Chemie und auch das benötigte Wasser auf einer gleichbleibenden Temperatur.

Einerlei, welche Arbeitweise man vorzieht. Insgesamt ist zu sagen: 

Das Selbstentwickeln bringt die besten Ergebnisse, ist die einfachste Sache der Welt und macht auch noch Spaß!