letzte Erweiterung: 26.11.2017
4.6
Gegenlichtblenden - Streulichtblenden

Keine Aufnahme ohne Gegenlichtblende!
Das gilt besonders für ältere Objektive, mit einer im Vergleich zu heute eher wenig wirksamen Vergütung und nicht mehr ganz "sauberen" und klaren Linsen und Linsenverbänden.
Die Aufgabe von Gegenlichtblenden ist es, nicht zum Bildaufbau benötigtes Licht vom Objektiv fernzuhalten. Eine Verschleierung des Bildes durch Streulicht wird vermindert, der Kontrast einer Aufnahme gesteigert, Farben erscheinen brillianter.

Eigentlich wäre die Bezeichnung Streulichtblende oder noch treffender Seitenlichtblende sinnmachend, aber landläufig liest und spricht man von der Gegenlicht- oder von der Sonnenblende.
Also, was solls? Ich nenne dieses wichtige Zubehör im Folgenden kurz Geli!

Eine Geli ist um so wirksamer, je besser ihre Form an den Bildwinkel eines Objektivs angepasst ist. Wird beispielsweise eine für ein Normalobjektiv „gerechnete“ Geli auf ein Weitwinkelobjektiv gesetzt, kommt es zu einer Vignettierung - die Bildecken werden abgeschattet. Für ein Teleobjektiv würde sie zu wenig von dem Streulicht abhalten. Da sich Bildwinkel bekanntlicher Weise auch mit der Entfernung, auf die das Objektiv eingestellt ist, ändert (im Nahbereich ist der Winkel ja enger - „teliger“), muss sie für das auf unendlich eingestellte Objektiv ausgelegt sein!

Für jedes Objektiv wird eine spezielle Gegenlichtblende gebraucht, aber allzu eng sollte man das auch wieder nicht sehen. So hat Leica zwar im Laufe der Zeit eine große Menge spezieller Gegenlichtblenden angeboten, ein paar davon werden aber z.B. - als gleichzeitig für 35- und 50mm-Objektive geeignet deklariert (z.B. ITDOO, IROOA und 12585).

Prinzipiell bin ich der Auffassung, dass jedem Objektiv eine eigene, gut passende Geli zu gönnen ist, denn wer hat schon Lust, beim Objektivwechsel auch noch die Gegenlichtblende, von einem auf ein anderes Objektiv zu verfrachten?

Für das „lichtstarke“ Summitar f = 5cm 1:2 wurde eigens eine Geli namens SOOPD (1949) angeboten.
SOOPD ist der nachfolgend abgebildeten SOOFM (1954) ähnlich, ist aber exakt an mein zeitgenössiges Summitar (1948) angepasst.

SOOFM die 'Scheunentor' genannte Geli für das Summitar (Foto Claus Lambrecht)

Durch ihre eckige Form sind diese zusammenfaltbaren Gelis sehr effektiv und schatten weder Sucher- noch Entfernungsmesser-Ausblick der Kamera wesentlich ab. Wegen der Form, die dem Bildformat entspricht, müssen sie natürlich am Objektiv ausgerichtet angebracht werden. 
In zusammengelegtem Zustand nehmen SOOPD und SOOFM geringsten Raum ein und passen in jede Hemd- oder Hosentasche.

Für Sammler und Puristen sind diese Gelis ein Muss. Wegen ihres etwas dominanten, skurrilen Aussehens an der zierlichen Gewindeleica, nenne ich SOOPD und SOOFM FRANKEN-GELIS, in Anlehnung an die Bezeichnung, die man dem Universalsucher für das Wide-Angle-Tri-Elmar (WATE) ob seines gewöhnungsbedürftigen Aussehens gab.

Am Summitar verwende ich eine hervorragend verarbeitete Metall-Gegenlichtblende aus Fernost. Sie trägt ‘sinniger Weise’ den Aufdruck „FOR LEICA LensHood 39mm“, da sie mit einem in der Vergangenheit beinahe zum Leica-Standard gewordenen Einschraubgewinde E 39 versehen ist.

Metall-Gegenlichtblende aus Fernost vor einem Grünfilter am Summitar

Trotz ausreichender Dimensionierung für lichtstarke 50-mm-Objektive wie Summitar oder Summicron, ja sogar für das 35er Summaron, wie ich später feststellen konnte (siehe unten!), hält diese Einschraub-Geli durch rundum angebrachte Durchbrüche das Sucherbild der Schraubleica größtmöglich frei.


Für das Elmar f = 9cm 1:4 habe ich die ‘Variable Gegenlichtblende’ FIKUS/12530 (1933-1965). 
Es gibt davon unterschiedliche Exemplare. Laut Laney, Cameras Zubehör, S. 108, versah man diese Gelis im Laufe der Jahre mit unterschiedlichen Prägungen. Meine FIKUS hat die Prägungen Elmar - 5 - 9 - 13,5 - cm.


FIKUS am Elmar f:4/90 auf 9 cm eingestellt

Auf dem abgebildeten FIKUS stehen neben der Aufschrift 'Elmar' lediglich die Skalenwerte 5 - 9 -13,5 cm. Jedoch lässt sich nach der Markierung '5' die Blende noch weiter hineinschieben.
Mein Verkäufer versicherte mir, dass dieser FIKUS im eingefahrenen Zustand auch für ein 35er Summaron geeignet sei.

Bei Aufnahmen mit dem Summaron f = 3,5cm 1:3,5 ist mir ohne Geli bisher, wenn überhaupt, nur eine minimale Streulichteinwirkung aufgefallen. Das Objektiv hat neben einer verhältnismäßig kleinen, weit zurückliegenden Frontlinse, einen noch recht klar erscheinenden Linsenverband. Außerdem schirme ich nach Möglichkeit bei Seitenlicht mit der Hand den Frontbereich ab. Doch spätestens dann, wenn man einen Filter benutzen möchte - ich habe bei SW-Aufnahmen in der Regel einen Gelbgrün- oder einen Grünfilter, neuerdings auch einen Orangefilter in Verwendung - wird es wegen der dann weit vorne liegenden Glasfläche des Filters ohne Streulichtschutz problematisch!

Resultat: Ich musste leider eine deutliche Vignettierung feststellen. Zumindest meine Ausführung des FIKUS ist für die Verwendung am Summaron ungeeignet!

Was nun?
Es folgten Versuche mit dem Zwischenring SOOGZ am Summaron 3,5 cm. SOOGZ ist ein Adapter zur Nutzung von E39-Schraubgewinde-Filtern an 36mm-Objektiven. Er wird mittels Klemmring per Rändelmutter am Objektiv befestigt. Vorne hat er ein E39er Gewinde. Natürlich kann man daran auch eine Einschraub-Geli anbringen.

Ich habe Versuche mit unterschiedlichen Kombinationen gemacht:

Grünfilter FIPOS und SOOGZ als "Geli" am Summaron

Grünfilter FIPOS und auf SOOGZ aufgesetzte "Geli" am Summaron

Fazit: Der Zwischenring SOOGZ alleine stellt schon wegen seines nach vorne ausgerichteten Tubus einen gewissen Streulichtschutz dar. Ohne dass es zu Vignettierungen kommt, ist es sogar möglich, einen Farbfilter am Summaron zu verwenden auf den die Einschraub-Streulichtblende befestigt wurde!