letzte Erweiterung: 15. Mai 2013
4.2
Sucher zur Leica
Zwar
ist die Leica mit dem Standardobjektiv - bei mir ist es ein Summitar
2,0/50 - ein vollwertiger Apparat mit einen eingebauten Sucher für diese
Brennweite, doch ist der "recht zierlich" und für andere Brennweiten
nicht zu benutzen.
Zu den in Kameras der damaligen Zeit eingebauten Suchern, lasse ich aber besser Ernst Baumann sprechen:
„Vor
allem mal mein Liebling, das 35-mm Summaron! Und weiter eine recht
lichtstarke Röhre, das 5-cm-Summitar....und vor allem den
Universalsucher, ohne den ich sowieso nicht photographieren kann, weil
es einfach noch keinen serienmäßig eingebauten Sucher gibt - an keiner
Kamera - mit dem man groß und hell, seitenrichtig und in Augenhöhe in
wirklich ganz genauem Ausschnitt das Bild sieht. Photographieren tut man
nämlich in erster Linie mit dem Sucher, an dem als notwendiges
technisches Anhängsel eine Kamera dranhängt.“
aus: Meine Hochzeitsreportage, Ernst Baumann, Photo-Magazin 1951/10/37.
Das
Summaron 3,5/35 ist auch mein meistverwendetes Objektiv. Um ein
Sucherbild dieser Brennweite zu sehen, bieten sich verschiedene
Möglichkeiten an.
Ich habe mir den Universalsucher VIOOH/12000
(1939) beschafft. Er kann an Brennweiten von 35mm bis 135mm angepasst
werden. Jüngere Modelle besitzen ein Gewinde am Objektiv, in das sogar
ein 28mm-Vorsatztubus TUVOO/12005 eingeschraubt werden kann.
Ausschnitt der Bedienungsanleitung des VIOOH
Der VIOOH wird, wie auch andere in Frage kommenden Sucher, in den Zubehörschuh geschoben. Zum Parallaxenausgleich kann man ihn mit einem Schwenkhebel neigen. Dazu sind Entfernungsangaben von 1m bis unendlich eingraviert.
Es ist ein umgekehrter Fernrohrsucher, der ein zwar verkleinertes, aber aufrechtes und seitenrichtiges Bild zeigt.
Durch
Drehen an dem großen Rändelring lassen sich die Brennweiten 3,5cm -
5,0cm - 7,3cm - 9,0cm und 13,5cm einstellen. Bei der 3,5cm-Einstellung
(für 35mm-Objektive) sieht man den maximalen rechteckigen
Bildausschnitt, der in den Ecken abgerundet ist. Verändert man dann die
Brennweiteneinstellung, so schieben sich von den 4 Seiten scharf
begrenzte Blenden zur Mitte hin, die dann einen rechteckigen, der
eingestellten Brennweite entsprechenden Bildausschnitt freilassen.
Leica IIIc Sync mit OKARO, Summaron 3,5/35 u. VIOOH
Wie
in der Tendenz ja auch bei der M, wird das Sucherbild im Universalsucher mit der
Einstellung längerer Brennweiten von Brennweite zu Brennweite zwar immer
kleiner, aber sowohl das Bildfeld für das 35mm-Objektiv, als auch das
für ein 50mm-Objektiv, sind in ihrer Größe ganz passabel, ja, der
VIOOH-Sucher eignet sich für ein 50er-Objektiv besser, als der in der
Kamera eingebaute Sucher.
Durch
seine erhöhte Anordnung des VIOOH im Sucherschuh ragt ein Objektiv
nicht in den Bildausschnitt, auch ermöglicht er, wie ja schon
besprochen, einen Parallaxen- und einen Bildfeldschwund*-Ausgleich.
Zum Ausgleich des Bildfeldschwundes ist auf dem Einstellring,
zusätzlich zu dem „Normalindex“, eine kleinerere Markierung eingraviert,
die dann auf die Brennweite eingestellt wird, wenn die Entfernung
geringer als 4m beträgt!
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*
Bildfeldschwund: Im Nahbereich wird das Bildfeld kleiner, als es das
Sucherbild anzeigt. Es tritt ein ähnlicher Effekt auf, als hätte man
eine geringfügig längere Brennweite benutzt
Da im VIOOH bei der Einstellung längerer Brennweiten das Bildfeld immer kleiner wird, bieten sich hierfür Spiegelsucher, z.B. SGVOO/12025 für 90mm u. SHOOC/12030 für !35mm (1951), als die bessere Wahl an.
Mit ihrem großen, hellen, kristallklaren Bild und dem „schwebenden“ Rahmen, der Umfeld sichtbar bleiben lässt, ermöglichen sie eine deutliche Betrachtung des Motivs:
Mit ihrem großen, hellen, kristallklaren Bild und dem „schwebenden“ Rahmen, der Umfeld sichtbar bleiben lässt, ermöglichen sie eine deutliche Betrachtung des Motivs:
Spiegelsucher
SGVOO/12025 für 90mm u. SHOOC/12030 für !35mm (1951)
SBOOI/12015 für 50mm u. SBLOO/120!0 für 35mm (1951)
Für
Sport- und Pressefotografen und für alle, die während sie durch den
Sucher sehen, auch noch wissen möchten, was sich außerhalb des
anvisierten Bildfeldes abspielt, dient der Rahmensucher ROSOL/12040 (1951) der wahlweise die Bildfelder von 5cm bis 13,5cm anzeigt
Rahmensucher
ROSOL/12040 (1951) für 50 - 85 - 90 - 135mm
Die
Abbildungen der Spiegelsucher und des Rahmensuchers sind Kopien aus
Kisselbach, Das Leica-Buch, 1. - 10. Tsd., S. 94 u. S. 95.
"Polyfocus-Sucher"
Im Jahre 1949 hat die Fa. Tewe, Berlin-Schöneberg „einen Universalsucher für Kleinbildkameras“ herausgebracht, der auch für die Leica geeignet ist. Sie bezeichnet ihn 1951 in einer Anzeige als Polyfocus-Sucher, als "Universalsucher nach Gummilinsen-System, für alle Objektivbrennweiten von 28 mm bis 200 mm".
Text aus einer Anzeige in Emmermann und Neumann, Leica-Technik, S.338.
Text aus einer Anzeige in Emmermann und Neumann, Leica-Technik, S.338.
Der Tewe-Sucher
ist wahrscheinlich vielen von einem Foto von Andreas Feiniger her bekannt, der eine
Person abgelichtet hat, die mit einer Leica IIIx mit einen Tewe-Sucher
im Zubehörschuh fotografiert.
Teile dieses Bildes zieren das Buch Andreas Feiningers Große Fotolehre, das bei Heyne erschienen ist.
Photo Magazin Juli 1949, S. 64
Ich hatte auf einer Fotobörse Gelegenheit, durch den Tewe-Sucher zu
schauen. Er war nicht frei von Überstrahlungen und lieferte so m.E. ein
schlechteres Bild als der Universalsucher von Leica.