letzte Erweiterung: Mai 2013
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Objektive zur Schraubleica

Warum Wechselobjektive und welche sollten es sein?

Die Schraubleica besitzt einen eingebauten Sucher, der auf ein 50-mm-Objektiv, das Standard- oder auch Normalobjektiv zugeschnitten ist. Als Standardobjektive werden die Objektive bezeichnet, deren Brennweite etwa der Diagonale des Bildformates entspricht. Die  Bilddiagonale des „Leica-Formats“ beträgt  43,2 mm, das 50er ist also geringfügig ‘teliger’, wird aber von vielen Fotografen als „universell“ einsetzbar bezeichnet.
Man kann mit dieser Brennweite alleine auskommen: viele meisterhafte Fotos beweisen dies! Streng genommen sieht man es dem Foto nachher kaum an, mit welchem Objektiv es letztlich gemacht wurde, doch ist es Ansichtssache, welche Brennweite man persönlich als „universell“ empfindet!
Mein Schwerpunkt liegt nicht auf der „Normal“-Brennweite, auch möchte ich wenigstens gelegentlich unterschiedliche Objektive einsetzen können. Daher konnte ich mich schon immer nur für eine „Systemkamera“ erwärmen, eine Kamera, die sich an spezielle Erfordernisse und mein gerade aktuelles Vorhaben anpassen lässt.
Die Schraubleice wird durch ihre Ausbaufähigkeit diesem Anspruch gerecht:
Leica spricht in einer Anzeige  im Photo-Magazin, Oktober 1952, von „Erweiterten Möglichkeiten der Bildgestaltung“ durch auswechselbare Objektive: 

 

Anzeige aus dem Photo-Magazin, Okt. 1952, S. 16


Woraus bestehen diese „erweiterten Möglichkeiten“?
Eine sinnvolle Abstufung verschiedener Brennweiten ermöglicht es, ein Motiv in unterschiedlichem Abbildungsmaßstab aufzunehmen, ohne seinen Standort wechseln zu müssen. So steht es sinngemäß in Emmermann und Neumann, Leica-Technik, S.16 u. 17. 
Zwar hilft manchmal Vor- oder Zurückgehen, aber häufig ist es gar nicht möglich, mit einer einzigen Brennweite das zu erfassen, was man gerne ablichten möchte. 
Als „Lob der Faulheit“ sollten Wechselobjektive jedoch nicht herhalten müssen. So sollte das nicht verstanden werden!

Weitere gute Gründe für den Einsatz verschiedener Brennweiten
Um ein Gebäude in seiner Ausdehnung, den Innenbereich von Kirchen, Architektur jeder Art, Menschengruppen etc. bildgerecht aufnehmen zu können, bedarf es eines Weitwinkelobjektivs, eines Objektivs, das im Vergleich zur Diagonale des Aufnahmeformats eine kürzere Brennweite aufweist. Barnacks Ur-Leica hatte mit der Brennweite von 42 mm demnach schon ein schwaches Weitwinkelobjektiv.

Eine längere Brennweite, ein Fern- oder wie man es heute gewöhnlich, wenn auch nicht immer zutreffend nennt, ein Teleobjektiv, ermöglicht es, Motive festzuhalten, die aufgrund eines erhöhten Standorts, einer weiteren Entfernung mit unüberwindlichen Hindernissen, sich einem sonst entzögen.
Auch dann, wenn es gilt Dinge groß genug abzubilden, wird ein Objektiv mit einer längeren Brennweite eingesetzt.
So schreibt z.B. Emmermann in seiner Leica-Technik (S. 19) zum Elmar 9 cm:
„Bei der hohen Lichtstärke von 1 : 4 ist die Brennweite fast doppelt so lang wie die des Standard-Elmars. Dementsprechend wird bei einem ausgenutzten Bildwinkel von 27° ein Gegenstand bei Aufnahme aus derselben Entfernung annähernd doppelt so groß auf dem Film abgebildet wie bei Benutzung des 5-cm-Elmars.“
Demnach hilft das Tele auch, um weiter in den Nahbereich vorzudringen, als es aufgrund der doch recht bescheidenen Nahgrenze des Standardobjektivs möglich wäre.
 

Das Tele ist auch das geeignete Objektiv, um Kinder, Haus- und Wildtiere aufzunehmen, ohne sie in ihren natürlichen Bewegungen allzusehr zu stören. Bei Portraitaufnahmen ermöglicht ein leichtes Tele (75 - 90 mm) bei ausreichend großer Darstellung einen unverzerrten Gesichtsausdruck (verhindert z. B. monströse Nasen).

Das Normalobjektiv liegt in seiner Verwendbarkeit irgendwo dazwischen. Meistens haben diese Objektive eine Brennweite um 50 mm. Konstruktionsbedingt und wegen der höheren Auflage, können sie preiswerter hergestellt und trotz einer meist höheren Lichtstärke, zu einem vergleichsweise günstigen Preis abgegeben werden.
Auch gestalterisch bietet die Verwendung unterschiedlicher Brennweiten eine ganze Menge
Unter welchen perspektivischen Beziehungen das Auge bzw. auch die Kamera ein Motiv abbildet, ist stark von den Abständen abhängig. Steht eine Person formatfüllend abgebildet, aber in einem großem Abstand, z.B. vor hohen Bäumen, vor einem hohen Gebäude o. Ä., so erscheinen die Gegenstände recht klein im Vergleich zum Menschen im Vordergrund. Entfernen wir uns hingegen deutlich von unserem ‘Modell’, so werden die Verhältnisse wieder „ins Normale“ zurechtgerückt.

Ein Weitwinkelobjektiv bildet nahe Gegenstände relativ groß ab, während entfernt liegende scheinbar weiter wegrücken und zu schrumpfen scheinen:


Nahe Gegenstände werden relativ groß abgebildet, während entfernt liegende weiter wegrücken

Eine Teleobjektiv „rafft die Entfernung zusammen“. Der Hintergrund erscheint deutlich größer.


Welche von den 3 Aufnahmen einem besser gefällt, ist eigentlich Geschmacksache. Die Teleaufnahme ist es aber in diesem Falle eher nicht. Die Aufnahme mit der Normalbrennweite wirkt sehr sachlich, etwas „steril“. Die Weitwinkelaufnahme hat da m. E. schon eher was!

Kaufentscheidend sind manchmal aber auch persönliche Vorlieben
Kisselbach führt in seinem „Kleinen Leica-Buch“ an, dass das 9-cm-Elmar sehr beliebt wäre, es sei das beliebteste Ergänzungsobjektiv (zum Normalobjektiv). Die bevorzugte Auswahl einer bestimmten Brennweite ist allerdings stets auch von persönlichen Vorlieben bestimmt.
Ich ziehe das Weitwinkelobjektiv einem Teleobjektiv vor!
Meine Leica IIIc hatte ich zusammen mit einem Summitar 2,0/50 mm gekauft, weil es halt dabei war. Hätte ich vor der Wahl gestanden, wäre mein erstes und zunächst einzigstes Objektiv ein 35er-Weitwinkelobjektiv gewesen. So geschehen beim Kauf meiner ersten M, einer Leica M2. Für exakt ein halbes Jahr „begnügte“ ich mich damals mit einem Summaron 2,8/35 und kam damit auch leidlich gut zurecht. Aber nach nur einem halben Jahr folgte ein Summicron 2,0/50, ein Elmar 4/90 und dann...!
So kam denn auch folgerichtig zur Leica IIIc und dem Summitar 2,0/50 - ein Schraub-Summaron 3,5/35 und erst zuletzt noch ein Schraub-Elmar 4,0/90 dazu.

Rein von den Objektiven her betrachtet, empfinde ich meine Schraubleica-Ausrüstung jetzt als komplett:

Mein Objektiv-Ensemble

Objektive anderer Hersteller mit Anschluss M 39

Durchaus gut an der Schraubleica  zu gebrauchen sind auch Objektive anderer Hersteller mit einem Schraubanschluss M39 - ich selbst besitze ein paar Voigtländer-Schraubobjektive, die ich eigentlich für meine M-Kameras angeschafft und da per Bajonett-Adapter nutze. Es sind die Objektive Super Wide-Heliar f 4,5/15, Snapshot Skopar f 4/25 und Nokton f 1,5/50.

Das Snapshot Skopar 4/25 setze ich gerne an der M8 als Street-Objektiv ein, hatte es auch schon mehrmals an der IIIc, so z.B. für dieses Bild:

„Marstall, Brunnen und Schloss in Hadamar“ - Snapshot Skopar 4/25; f:8; Grünfilter

Da auch die anderen meiner Voigtländer-Objektive sowohl an der M2, der M7, als auch an der digitalen M8 ein gutes Bild abgeben, warum also nicht auch an der Schraubleica?