Neuaufnahme: Mai .2013
3.1
Verwendung von Schraub-Objektiven an M-Kameras

 Schraub-Elmar 4,0/90 mm mit kodierbarem Bajonett-Adapter*

Als im Jahre 1954 die Leica M3 erschien, ermöglichte die Firma Leitz dadurch, dass sie die Bajonett-Zwischenringe anbot, den Schraubleica-Besitzern weiterhin ihre Objektive mit M39-Gewinde an der M verwenden zu können.

Im Kisselbach kann man zum Thema das Folgende lesen:

 Theo Kisselbach, Das Leica-Buch, 32. - 36. Tausend, 1965, S. 61

Laney beschreibt es so: 

Es existieren 3 unterschiedliche Bauformen von Original Bajonett-Zwischenringen:

IRZOO/14097 (1956) - Bajonettring zur Verwendung von 35-mm und 50-mm-Gewindeobjektiven an M-Kameras.
ISBOO/14908 (1956)  - wie IRZOO, aber für 90-mm-Gewindeobjektive.
ISOOZ/14099 (1956)  - wie IRZOO, aber für 135-mm-Gewindeobjektive.

aus: Dennis Laney, Leica Cameras Zubehör, 1984, S. 109.

Die von Laney gemachten Brennweiten-Angaben für die Bajonettringe sind für die M3 gemeint.

Bei der Verwendung der Bajonett-Adapter an späteren M-Versionen werden die folgende Leuchtrahmen-Paarungen eingespiegelt bzw. die entsprechenden Brennweiten "unterstützt":

M1 | 50 (IRZOO), 90 (ISBOO) und  21-35 (ISOOZ).
M2 | 50 (IRZOO), 90 (ISBOO) und  21-35 (ISOOZ).
M4 | 50 (IRZOO), 90 (ISBOO) und  35+135 (ISOOZ).
M6 und spätere | 50+75 (IRZOO), 28+90 (ISBOO) und 35+135 (ISOOZ).
M8 |50+75 (IRZOO), 28+90 (ISBOO) und 24+35 (ISOOZ).



Bajonett-Adapter ISOOZ und das dazu passende Summaron f 3,5/35

In einer „Übergangsperiode“ stellte man - aus betriebswirtschaftlichen oder fertigungstechnischen Gründen - sogar Schraubgewindeobjektive eigens dafür her, um sie dann mit einem Bajonett-Adapter zu versehen (vgl. Brian Tompkins, Cameras Pocket Book,1984, S. 57).

Etwas anders formulierten Laney und Puts im 'Leica Taschenbuch', 7. Auflage, S. 88 den Sachverhalt: "Während der Übergangszeit in den späten 50ern stellte Leitz eine Anzahl von Objektiven mit Schraubfassung her, die nachträglich, allerdings vor der Auslieferung, auf Bajonettanschluss umgebaut wurden."

Ich glaube, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt: Aus Gründen der Rationalisierung stellte man manche Objektive nur mit Schraubanschluss her. Um sie auch an der M verwenden zu können, modifizierte man sie lediglich durch einen Bajonett-Zwischenring. Später machte man dann aus den zu viel produzierten Schraubobjektiven solche mit M-Anschluss.

Aber egal, was damals Maßgabe war, auch heute kann es reizvoll sein, ja sogar Sinn machen, alte Schraubleica-Objektive mittels Bajonett-Adaptern an M-Kameras zu verwenden.
So kommen infolge geringerer Lichtstärke das Summaron 3,5/35 und das Elmar 4,0/90 recht kompakt daher, brauchen sich aber leistungsmäßig trotzdem nicht zu verstecken.

Summaron 3,5/35, bei Offenblende an M8


Elmar 4/90, bei Offenblende an M8

Andere Objekive, wie das Summitar, haben eine eigene Abbildungscharakteristik, die ihrer optischen Unzulänglichkeit geschuldet ist. Das Summitar 2,0/50 ist bei Offenblende sehr streulichtempfindlich. Aber gerade das kann auch seinen Reiz haben:

Summitar 2,0/50, bei Offenblende an M8

Das Summitar hat auf mich eine ähnliche Wirkung wie die Objektive, die Alexander Spoerl „duftig“ nennt. Er meinte damit Objektive, die etwas ausstrahlten, was den „brutal-scharfen“ Objektiven fehlte, ohne dabei unscharf zu sein. (Alexander Spoerl, Mit der Kamera auf Du, S. 167 und Alexander Spoerl, Es duftet wieder, Photo-Magazin 1957/9/5).

So werden sie eingesetzt und "so wird man sie wieder los":
Theo Kisselbach, Das Leica-Buch, 32. - 36. Tausend, 1965, S. 61 

Einen alleine ins Bajonett eingerasteten Bajonett-Adapter kann man wieder mittels der Nocken herausdrehen, die der alte Leitz-Objektivrückdeckel und der von Voigtländer besitzen:

Objektivrückdeckel,   li: Leitz,  re: Voigtländer

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* Es gibt sogar einen Bajonett-Adapter, der schon einen vorgefrästen 6-Bit-Code besitzt. Der muss nur noch passend "ausgemalt" werden. Er heißt „HDX PRO Adapterring M39 auf M Bajonett“ und ist oben im Foto an das Elmar 4,0/90 angeschlossen und gemäß dem Makro-Elmar 4,0/90 kodiert.